Marco Caluori (70) betrachtet seine Parzelle in Bonaduz GR und kommt in Fahrt: «Bonaduz ist eine Bananenrepublik.» Der Unternehmer ist sauer. Auf seinem Boden im Dorfkern will er ein Gebäude mit zehn Nobelwohnungen errichten. Plan und Eingabe sind gemacht. Doch obwohl die Dimension der Zonenvorschrift entspricht, steht das Projekt auf der Kippe. Acht Personen haben Einsprachen eingereicht. Jetzt wehrt sich der Einheimische und sagt: «Entweder Luxuswohnungen oder ein Asylheim.»
Er kann die Kritiken am geplanten Bau nicht nachvollziehen: «Baustellen-Einrichtung unklar» oder «Lichtreflexion gemindert». Andere zitieren Artikel 21 aus dem lokalen Baugesetz. Der besagt: «In der Kernzone ist der Charakter der Siedlung zu erhalten.» Damit will man erreichen, dass Caluori seinen Wohnblock kleiner baut. Für den Geschäftsmann ist das Willkür: «Klare Richtlinien fehlen. Die Behörden dürfen eigenmächtig entscheiden.» Und davor fürchte er sich: «In der Baukommission sitzen drei Personen, davon ist eine im Ausstand und eine andere ist mir böse.» Grund: Er habe ihre Firma bei früheren Projekten nie berücksichtigt.
Caluori setzt noch einen drauf. Auch bei den Einsprechern sieht er Filz: «Der Anführer ist beleidigt, weil ich Land kaufte, das er wollte.» Für ihn ist der Fall klar: «Ich halte mich an Grenz- und Grössenvorschriften. Ich muss sicher nicht kleiner bauen, nur weil es manche lieber hätten.»
Häuser mit ähnlichen Dimensionen
In den letzten Jahren realisierte Caluori in Bonaduz mehrere Wohnprojekte: «Ich investiere Millionen und bringe neue Steuerzahler.» Er könne aber auch anders: «Wenn man mich zwingt, mache ich das Haus kleiner. Dann gibt es günstige Wohnungen für den Kanton als Asylheim.» Er hofft, dass es nie so weit kommt – geht aber vom Schlimmsten aus. Nach einem Treffen mit der Baukommission erwartet er eine Absage. «Falls nötig ziehe ich den Fall bis vors Bundesgericht», sagt Caluori.
Das Mehrfamilienhaus soll an seine Tante Viola Caluori erinnern, die aus dem italienischen Adel stammt. Deshalb nennt er sein Projekt Palazzo. Die vorgeschriebenen Grenzabstände werden mehr als eingehalten. Mit einer Höhe von 29 Metern reizt er das örtliche Baugesetz zwar aus – Fakt ist aber: In Bonaduz gibt es andere Immobilien mit vergleichbarem Volumen.
Gemeindepräsidentin Elita Florin (56) beschwichtigt. «Noch ist nichts entschieden», sagt sie zu BLICK. Und: «Weil es ein laufendes Verfahren innerhalb der Baukommission ist, möchte ich nicht über den Ausgang spekulieren.»
Elita Florin erklärt aber, «dass Artikel 21, der das Dorfbild berücksichtigt, Einfluss auf die Gebäudegrösse hat.» Zudem müsse man die Anliegen der Einsprecher ernst nehmen. Die Gemeindepräsidentin vertraut auf die Bauberatung: «Gut möglich, dass man noch eine einvernehmliche Lösung findet.»