«Geht nicht um Platz, sondern mich als Person»
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Oberli fühlt sich gegängelt:«Geht nicht um Platz, sondern mich als Person»

Bauer Hans-Ruedi Oberli (73) kämpft seit 20 Jahren um seinen Kiesplatz in Schangnau BE
«Die Gemeinde macht ein Buebetrickli»

Ein kleiner Kiesplatz in Schangnau BE sorgt für Streit. Der Besitzer Hans-Ruedi Oberli darf seinen Platz trotz gültiger Bewilligung nicht mehr nutzen. Die Gemeinde begründet dies mit Schäden durch ein Hochwasser 2022 – und nutzt den Platz gleichzeitig selbst!
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Seit 20 Jahren kämpft Hans-Ruedi Oberli (73) um seinen in Kiesplatz in Schangnau BE.

Darum gehts

  • Kiesplatz in Schangnau sorgt für Streit zwischen Besitzer und Gemeinde
  • Trotz Baubewilligung soll der Platz nach Hochwasser nicht genutzt werden
  • Der umstrittene Kiesplatz ist knapp 150 Quadratmeter gross
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sebastian BabicReporter Blick

Ein unscheinbarer Kiesplatz entlang der Emme sorgt in Schangnau BE für Knatsch. Der Besitzer, der ehemalige Landwirt Hans-Ruedi Oberli (73), versteht die Welt nicht mehr: «Ich kann nicht mehr schlafen, es nimmt mich extrem mit.» Trotz glasklarer Bau- und Nutzungsbewilligung soll er seinen Platz aufgrund von Beschädigungen durch ein Hochwasser im Jahr 2022 nicht mehr reparieren und benutzen dürfen.

Wie alle Schangnauer ist Hans-Ruedi Oberli krisenerprobt. Die Gemeinde wurde in den Jahren 2014 und 2022 von zwei Hochwassern heimgesucht, die die gemächlich fliessende Emme in einen reissenden Strom verwandelten, der alles mitschwemmte, was ihm in den Weg kam. Oberli hätte nicht gedacht, dass die eigentliche Krise für ihn erst im Nachgang erfolgen könnte. Der Zankapfel: Ein knapp 150 Quadratmeter grosser Kiesplatz.

Grosser Zoff um kleinen Platz

Bereits seit den späten Siebzigern wird der kleine Platz als Wende-, Park- und Umschlagplatz von allerlei Anstössern und Touristen genutzt. Anfang der 2000er beginnt Oberli, dem das Land gehört, den Platz für sich selbst nutzbar zu machen, um seine Siloballen darauf zu lagern. Jahrelang passiert nichts. Erst 2006 kommt es zu einem «Wiederherstellungsverfahren», weil die Aufschüttung ohne Baubewilligung erfolgte. Dieses verlangt einen Rückbau zum Ursprungszustand.

Doch Oberli wehrt sich, mit Erfolg: Im Jahr 2007 erhält er eine nachträgliche Baubewilligung und darf den Platz von da an legal als Lagerplatz für seine Ballen nutzen.

Wieder ist es jahrelang ruhig, bis zum Hochwasser von 2014. Die Schäden entlang der Emme sind immens. Auch Jahre später muss noch tonnenweise Schwemmholz aus der Räblochschlucht flussabwärts entfernt werden. Oberlis Ballen werden weggeschwemmt, doch niemand stellt seinen Platz infrage. 

Neue Gewässerräume

2019 dann ein erster Wendepunkt. In Schangnau werden neue Gewässerräume festgelegt. Auf solchen darf ohne Ausnahmebewilligung weder gebaut noch etwas gelagert werden. Oberlis Platz liegt in den neu-festgelegten Gebieten entlang des Flusses. Da er sich auf den Bestandsschutz berufen kann, macht ihm das damals noch keine Sorgen.

Bis zum Jahr 2022. Wieder tritt die Emme über die Ufer. Besonders hart trifft es einen Bauernhof und den Landgasthof Kemmeribodenbad. Neben Hunderten Tonnen Holz werden auch Oberlis Ballen erneut mitgerissen und sein Platz beschädigt.

Schäden reparieren nicht erlaubt

Oberli möchte die entstandenen Löcher mit Kies aufschütten. «Normale Unterhaltsarbeiten», erklärt er. Doch nichts da. Die Gemeinde veranlasst einen Baustopp: «Plötzlich hiess es: Der Platz sei zu 100 Prozent abgeschwemmt und sei nicht mehr nutzbar», erzählt Oberli. Für die Arbeiten brauche es eine neue Bewilligung. Weil der Platz mittlerweile im Gewässerraum liegt, kann diese aber nicht erteilt werden. «Die Gemeinde macht ein Buebetrickli», sagt Oberli.

Es kommt zum Rechtsstreit. Die Behörden sagen, dass der Platz niemals hätte bewilligt werden dürfen und dass die abgeschwemmten Siloballen eine Gefahr darstellen würden, den Fluss verschmutzen und dass die Bergung dieser sehr teuer sei. Somit sei ein überwiegendes öffentliches Interesse gegeben, den Platz nicht mehr zu nutzen.

«Die Ballen führen ganz bestimmt nicht zu Verstopfungen oder Gefahr», sagt Oberli, «die gehen sofort kaputt.» Entlang der Emme wird im Gewässerraum von Nachbarn Holz gelagert – ohne Konsequenzen.

Gemeinde selbst nutzte Platz

Besonders stossend: Die Gemeinde nutzte Oberlis Platz sogar selbst – ohne zu fragen! «Nach dem Hochwasser stand hier ein Abfallcontainer der Gemeinde», erzählt Oberli, «Das heisst im Umkehrschluss: Die Gemeinde darf meinen Platz nutzen und ich nicht!» Ausserdem parken auch Wanderer, Fischer und Langläufer regelmässig auf dem Kiesplatz.

«Ich will nur Rechtsgleichheit!», sagt Oberli. Jetzt steht der Gemeinde-Container auf der gegenüberliegenden Strassenseite, wenige Meter ausserhalb des Gewässerraums. 

Wenn also die Gemeinde den Platz nutzt, darf Oberli das auch? Nein! Die Begründung: Laut einem Entscheid des Berner Verwaltungsgerichts bestehe kein Anspruch auf «Rechtsgleichheit im Unrecht».

«Ein persönliches Problem mit mir»

«Ich habe aber das Gefühl, es geht nicht um den Platz, sondern um mich als Person», sagt Oberli.

Gerne hätte Blick erfahren, was die zuständigen Behörden zum Fall sagen. Das Regierungsstatthalteramt Emmental äussert sich auf Anfrage jedoch nicht – wegen des Amtsgeheimnisses.

Oberli seinerseits hat den Knatsch juristisch weitergezogen. So kommt es wohl bald vor Bundesgericht zum grossen Showdown um den kleinen Platz.

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