Lulzim B. floh mit brennendem Mercedes durch den Baregg
Aber der Kosovare ist alles andere als ein Opfer

In der Nacht auf Samstag verfolgte ein Kosovare Lulzim B* (37) und schoss auf ihn. Das Opfer vom Bareggtunnel ist aber nicht so unschuldig, wie es scheint. Lulzim B* soll Dokumente gefälscht haben.
Publiziert: 16.03.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:15 Uhr
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Martialische Pose: Lulzim B. (37) im Kreise seiner Clique. Er hält ein Paintball-Gewehr in den Händen.
Gabriela Battaglia und Lea Gnos

Szenen wie aus einem Gangsterfilm: Lulzim B.* (37) aus Zofingen AG liefert sich in der Nacht auf Samstag auf der A1 mit einem kosovarischen Landsmann eine Verfolgungsjagd. Auf Lulzim B. wird geschossen. Nach dem Bareggtunnel fängt sein Mercedes Feuer. «Er wollte mich umbringen», wirft Lulzim B. seinem Widersacher vor. Die Polizei verhaftet den Verfolger unweit der Unfallstelle, seinen Komplizen wenig später (BLICK berichtete).

Mit einem Blumenstrauss will sich Lulzim B. bei der Aargauer Polizei bedanken. Kein Kränzchen windet dem Kosovaren sein ehemaliger Vermieter. BLICK weiss: Die 4½-Zimmer-Wohnung von Lulzim B. in Nidau BE wurde zwangsgeräumt. «Er hatte alle Dokumente gefälscht», sagt Besitzer Fritz H.* (84).

B. mietete die Wohnung per 16. April 2014 und bezeichnete sich auf der Anmeldung als Unternehmensberater. Den Beruf seiner Frau (38) gab er mit Pflegefachfrau an. Das Paar hat zwei schulpflichtige Kinder und präsentierte blütenreine Betreibungsregisterauszüge.

Als die Verwaltung ein Konto für die Mietzinskaution einrichten will, gibt es die ersten Probleme. «Die Bank sagte, sie geschäfte nicht mit diesem Herrn», sagt Fritz H. «Da wurden wir hellhörig und begannen nachzuforschen.»

Ein Anruf beim Betreibungsamt bringt Klarheit. BLICK liegen die Auszüge vor. Lulzim B. hat zwischen dem 1. 1. 2012 und dem 7. 5. 2014 Betreibungen in Höhe von 194'277.90 Franken. Die Verlustscheine ab 1997 belaufen sich auf 466'345.65 Franken. Auch seine Frau hat  Betreibungen am Hals. Ihre offenen Verlustscheine belaufen sich auf 116'563.82 Franken.

Wohnungseigentümer Fritz H. erstattete Anzeige wegen Urkundenfälschung. Und er hat noch Geld zugute: «Er zahlte die Miete nie, obwohl ihm das Sozialamt die 1990 Franken jeden Monat auf sein Konto überwies.»

Fritz H. brauchte über ein Jahr, um die Familie aus der Wohnung zu bekommen. Am 14. Oktober 2015 wurde sie unter Polizeischutz geräumt. «Drei bewaffnete Polizisten standen vor dem Haus, fünf waren in der Wohnung», sagt Fritz H. «Dort hingen überall Bilder von Mafiabossen.» Die Kantonspolizei Bern bestätigt den Grosseinsatz.

Möbel und Einrichtungsgegenstände kamen in ein Depot. Für drei Monate musste der Vermieter die Kosten übernehmen. Vor zwei Wochen holte Lulzim B. die Möbel einfach ab.

Er schuldet Fritz H. rund 30'000 Franken: «Man arbeitet das ganze Leben, baut eine Firma auf und dann wird man so reingelegt», sagt er.

Das «Baregg-Opfer» streitet alles ab: «Ich hatte Geldprobleme und konnte die Miete nicht aufbringen.» Er habe aber keine Betreibungsregisterauszüge gefälscht. Und das Foto mit dem Maschinengewehr? «Das war ein Blödsinn, das Bild wurde im Kosovo aufgenommen. Es war nur zum Posieren.»

* Namen der Redaktion bekannt

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