Barbara Schaerer, höchste Personalchefin des Bundes:
«Saläre der Topkader müssten nach oben angepasst werden»

Barbara Schaerer (53) ist Chefin von 36000 Bundesangestellten. Im Interview erklärt die Direktorin des Eidgenössischen Personalamts, weshalb die Nutzung von Facebook eingeschränkt werden sollte und Spitzenbeamte mehr Lohn haben müssten.
Publiziert: 07.06.2009 um 19:20 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:03 Uhr
Interview: Marcel Odermatt

Frau Schaerer, sind Sie persönlich auf Facebook präsent?
Barbara Schaerer:
Nein, weshalb?

Sie sind eine Ausnahme. Facebook ist laut einer Studie die in der Verwaltung am zweithäufigsten genutzte Website. Sind die Angestellten unterbeschäftigt?
Nein. Facebook ist für viele Mitarbeitende in der Bundesverwaltung nicht nur private Unterhaltung. Sie brauchen Facebook allenfalls auch als Arbeitsinstrument.

Viele private Unternehmen schränken den Facebook-Zugang ein. Braucht es das beim Bund auch?
Facebook braucht sehr viele IT-Kapazitäten. Die Frage ist, ob die Informatik-Infrastruktur des Bundes die Nutzung von Facebook bewältigen kann. Wenn nicht, braucht es Einschränkungen. Dabei muss sichergestellt sein, dass die berufliche Verwendung weiterhin möglich ist. Die private Nutzung von Facebook kann beim Bund durchaus auch eingeschränkt werden.

Ist es in der aktuellen Krise für den Bund leichter, Personal zu finden?
Die Tendenz ist klar: Je länger die Krise dauert, desto attraktiver wird ein öffentlicher Arbeitgeber. Es ist für uns in solchen Zeiten einfacher, sehr gutes Personal zu rekrutieren.

Sollte der Bund mehr Personal einstellen, um die aktuelle Krise abzufedern?
Nein. Die Verwaltung darf nur zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen, wenn konkrete neue Aufgaben vorliegen. Das ist heute nur in einem sehr beschränkten Ausmass der Fall.

Die Löhne der Topkader wurden 2009 um fünf Prozent angehoben. Das hat die Attraktivität sicher massiv verbessert.
Wir hatten bei den hohen und mittleren Kadern einen Nachholbedarf. Deshalb wurden die Löhne um
2,5 respektive fünf Prozent erhöht. Trotzdem werden wir nie Löhne zahlen können wie etwa Novartis oder Nestlé. Wir haben hier einen Konkurrenznachteil.

Spitzenleute verdienen beim Bund also immer noch zu wenig?
Nimmt man die Löhne der Bundesräte aus, haben wir heute beim Bund eine Lohnschere von 1:7 zwischen dem tiefsten und dem höchsten Einkommen. Das ist relativ massvoll.

Was heisst das?
Für eine öffentliche Verwaltung von der Grösse jener des Bundes wäre eine Lohnschere von 1:8 vertretbar. Dabei würden die tiefen Löhne unverändert bleiben. Die Saläre der Topkader müssten nach oben angepasst werden.

Ist das realistisch?
Nein. Bei der jetzigen finanziellen Situation des Bundes rechne ich nicht damit, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren aus dem Vollen schöpfen können.
Einen Lohnsprung wie im letzten Jahr wird es 2010 sicher nicht geben.

Dieses Jahr wird erstmals eine Leistungsprämie von bis zu 15 Prozent ausbezahlt. Wie viele der 36000 Angestellten werden die maximale Prämie bekommen?
Ein absolut minimaler Bruchteil von vielleicht nicht einmal einem Prozent.

Soll der Leistungsanteil beim Lohn weiter gesteigert werden?
Nein. Das ist eine gute Grösse. Ich finde jedoch, wir haben damit die obere Grenze erreicht.

Rechnen Sie persönlich damit, dass Sie die maximale Prämie bekommen?
(Lacht) Da müssen Sie meinen Chef Hans-Rudolf Merz fragen.

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Lehrabgänger haben es in der aktuellen Krise besonders schwer. Sie müssen mitten in der Rezession ihre erste Stelle suchen. Beim Bund schliessen in diesem Monat 229 Lernende ab. Die Verwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, für alle eine Weiterbeschäftigung zu finden, sofern sie es wollen. Zusätzlich lanciert das Personalamt das Brückenangebot «Ponte».

«Es ermöglicht den Lehrabsolventen, ein neunmonatiges Praktikum zu machen und Berufserfahrung zu sammeln. Wir wollen damit allen ein zusätzliches Angebot machen, die eine Stelle suchen, aber noch keine gefunden haben», sagt Direktorin Barbara Schaerer. Eine erste Umfrage hat ergeben, dass beim Bund rund 50 Praktikumsplätze geschaffen werden. Laut Schaerer kann «Ponte» aus dem bestehenden Bundeskredit finanziert werden.
Lehrabgänger haben es in der aktuellen Krise besonders schwer. Sie müssen mitten in der Rezession ihre erste Stelle suchen. Beim Bund schliessen in diesem Monat 229 Lernende ab. Die Verwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, für alle eine Weiterbeschäftigung zu finden, sofern sie es wollen. Zusätzlich lanciert das Personalamt das Brückenangebot «Ponte».

«Es ermöglicht den Lehrabsolventen, ein neunmonatiges Praktikum zu machen und Berufserfahrung zu sammeln. Wir wollen damit allen ein zusätzliches Angebot machen, die eine Stelle suchen, aber noch keine gefunden haben», sagt Direktorin Barbara Schaerer. Eine erste Umfrage hat ergeben, dass beim Bund rund 50 Praktikumsplätze geschaffen werden. Laut Schaerer kann «Ponte» aus dem bestehenden Bundeskredit finanziert werden.
Persönlich
Seit 1. Mai 2008 ist Barbara Schaerer die höchste Personalchefin des Bundes. Die Juristin begann ihre Karriere 1983 als wissenschaftliche Adjunktin beim Bundesamt für Justiz. Die passionierte Joggerin lebt mit SBB-Präsident und Ex-Postchef Ulrich Gygi (62) zusammen.
Seit 1. Mai 2008 ist Barbara Schaerer die höchste Personalchefin des Bundes. Die Juristin begann ihre Karriere 1983 als wissenschaftliche Adjunktin beim Bundesamt für Justiz. Die passionierte Joggerin lebt mit SBB-Präsident und Ex-Postchef Ulrich Gygi (62) zusammen.
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