Der Albtraum jedes Skifahrers – am Stephanstag wurde er Wirklichkeit: Videoaufnahmen zeigen, wie sich eine rund 60 Meter breite Schneewalze ihren Weg über die Skipiste bahnt.
Erst 300 Meter weiter stoppt die tonnenschwere Masse. Dutzende Wintersportler bringen sich in letzter Sekunde in Sicherheit, indem sie so schnell wie möglich davonfahren. Doch sechs Personen werden verschüttet. Vier können sich aus eigener Kraft befreien, zwei finden die Helfer leicht verletzt; sie werden ins Spital geflogen.
Heute, drei Tage nach dem Unglück, zeigt sich immer deutlicher: Das Skigebiet Andermatt-Sedrun entging nur haarscharf einer Katastrophe – die neue Verbindungspiste zwischen den Skigebieten von Andermatt UR und Sedrun GR war am Unglückstag zum ersten Mal offen!
Gleitschneelawinen lassen sich kaum aufhalten
Neue Fotos vom Anrissgebiet der Lawine zeigen riesige Spalten im Schnee, sogenannte Fischmäuler. Lawinenexperten wissen: Solche sichelförmige Spalten deuten auf eine instabile Schneedecke hin – und auf einen möglichen Abgang von Gleitschneelawinen.
Im Hang darunter ist dann äusserste Vorsicht geboten. Ob und wann die Massen ins Rutschen geraten, vermögen selbst erfahrenste Experten nicht vorherzusagen.
Hänge kommen manchmal mitten in der Nacht in Bewegung. Wegen ihres Gewichts umfliessen Gleitschneelawinen sogar Dämme, lassen sich also kaum aufhalten.
Zermatt installiert Kameras
Bei den Bergbahnen Andermatt-Sedrun bestätigt man auf Anfrage: Ja, man habe es mit einer Gleitschneelawine zu tun. Vorsichtshalber sei die neue Verbindungspiste gesperrt worden. Lawinenexperten untersuchten die Abrissstelle – danach werde man entscheiden, welche Sicherungsmassnahmen getroffen werden müssen.
In Zermatt VS hat man auf die neue Gefahr bereits reagiert, wie Markus Hasler, CEO der Zermatt Bergbahnen, sagt.
Denn auch im höchstgelegenen Skigebiet der Alpen stellen Gleitschneelawinen zunehmend eine grosse Gefahr dar: «Wir haben in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kameras installiert, welche unter anderem auch die Beobachtung der Hänge über den Pisten erlauben.»
Nach Süden ausgerichtete Hänge besonders betroffen
Dabei achten die Sicherheitsverantwortlichen der Bergbahnen auch auf die sogenannten Fischmäuler. «Sehen wir solche Anzeichen, sperren wir die Piste darunter», so Hasler.
Besonders steile, nach Süden ausgerichtete Hänge – wie der in Andermatt – seien in Zermatt von der Gleitschneegefahr betroffen: «Die müssen wir intensiv beobachten und im Zweifelsfall sperren.»
Inzwischen hat die Urner Kantonspolizei Ermittlungen aufgenommen. Insbesondere interessiert sie sich für die Beobachtungen einer Person abseits der Piste, die beim Abgang der Lawine unmittelbar danebenstand.
Der Kommandant der Kantonspolizei, Reto Pfister: «Wir gehen nicht davon aus, dass die Person die Lawine ausgelöst hat.»
Trotzdem möchte die Polizei mit ihr sprechen, wie Pfister sagt.
«Sie ist ein wichtiger Zeuge und soll sich deshalb bitte bei uns melden.»
SonntagsBlick berichtete vor einem Jahr darüber. Experten beobachten weltweit ein neues Phänomen: Nass- und Gleitschneelawinen, die üblicherweise erst im Frühling abgingen, treten vermehrt auch im Hochwinter auf. Lawinenexperte Bruno Jelk gab sich im Artikel verblüfft: Oberhalb von Zermatt ging Anfang Januar und mitten in der Nacht eine grosse Gleitschneelawine ab. Dies, weil es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm war. Wegen des Klimawandels rechnen Experten mit einer Zunahme von Gleitschneelawinen bis auf 2500 Meter Höhe.
SonntagsBlick berichtete vor einem Jahr darüber. Experten beobachten weltweit ein neues Phänomen: Nass- und Gleitschneelawinen, die üblicherweise erst im Frühling abgingen, treten vermehrt auch im Hochwinter auf. Lawinenexperte Bruno Jelk gab sich im Artikel verblüfft: Oberhalb von Zermatt ging Anfang Januar und mitten in der Nacht eine grosse Gleitschneelawine ab. Dies, weil es für die Jahreszeit ungewöhnlich warm war. Wegen des Klimawandels rechnen Experten mit einer Zunahme von Gleitschneelawinen bis auf 2500 Meter Höhe.