Das sagen LKW-Chauffeure zum Autobahn-Ausbau
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Chauffeure begrüssen Ausbau:Das sagen LKW-Chauffeure zum Autobahn-Ausbau

Autobahnausbau – Chauffeure widersprechen Verkehrsexperten
«Es wird immer enger und schlimmer»

Aus vier mach sechs. Die Autobahn-Ausbaupläne des Bundesrates spalten die Gemüter. Die Chauffeure würden eine solche Milliardeninvestition begrüssen.
Publiziert: 09.01.2019 um 01:42 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2019 um 07:18 Uhr
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Chauffeur Heinz Stoop (48) macht sich keine Illusionen: «Flächendeckend sechs Spuren? Das werde ich in meinem Berufsleben wohl nicht mehr erleben.»
Foto: Marco Latzer
Marco Latzer

Von Jahr zu Jahr wird es auf Schweizer Strassen immer enger. Die Staustunden auf den Nationalstrassen haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Ein Ende der Blechlawine ist nicht in Sicht.

Der Lösungsansatz des Bundesrates ist zwar simpel, sorgt aber seit Tagen für heftige Diskussionen. Er will in der Zukunft unsere Autobahnen grossflächig sechsspurig, also mit je drei Spuren pro Fahrtrichtung, ausstatten. Heute ist das auf 1500 Kilometern im Schweizer Autobahnnetz erst auf 97 Kilometern der Fall. Während die bürgerlichen Parteien samt Wirtschaft die Vision des Bundesrates unterstützen, sind die Linke und Umweltschutzorganisationen dagegen.

«Alle müssen zur gleichen Zeit zur Arbeit»

Verkehrsexperte Klaus Zweibrücken, Professor für Verkehrsplanung, warnt gar vor einem «monumentalen Fehler». Die Pläne des Bundesrates seien «das Gegenteil dessen, was ökologisch und sozialverträglich ist» (BLICK berichtete).

Ist dem tatsächlich so? BLICK sammelt auf der Raststätte Thurau auf der A1 eine Stimmungsprobe bei jenen, die tagtäglich über unsere Strassen rollen: den Berufschauffeuren.

«Ich halte einen Ausbau für eine gute Idee. Es hat schon jetzt zu viel Stau. Und mancherorts habe ich bereits das Gefühl, dass auch sechs Spuren nicht ausreichen», sagt Daniel Imboden (36). Mehr Strassen würden nicht automatisch auch mehr Verkehr bedeuten, ist er überzeugt.

Denn der Verkehr habe ja auch in der Vergangenheit zugenommen. «Das Hauptproblem ist für mich, dass alle zur gleichen Zeit zur Arbeit müssen. Was uns Chauffeuren auch helfen könnte, wäre eine Lockerung des Nachtfahrverbots», so Imboden.

«Man muss etwas unternehmen!»

Ebenfalls eine Zusatzspur pro Richtung wünscht sich Berufskollegin Caroline Scheuber (40). Ihre Begründung: «Die Strassen sind verstopft. Es ist zu eng, und es wird immer schlimmer. Man muss etwas unternehmen!»

Mehr Aufschluss über den Sinn und Zweck einer solchen Milliardeninvestition erhofft sich Scheuber vom bereits laufenden Ausbau des Gubrist-Tunnels bei Zürich. Dort staut es bekanntlich, seit der Baregg-Tunnel erweitert wurde. «Ob die Situation mit der Fertigstellung der Bauarbeiten wirklich besser wird, ist für mich die entscheidende Frage», so die Chauffeuse.

«Wo sollen die Tiere hin, wenn alles nur noch Beton ist?»

Radikal gegen das Ausbauvorhaben ist Martin Feuz (52). Zusätzliche Spuren würden nicht den gewünschten Effekt bringen. «Da gäbe es weiterhin genügend Idioten, die ständig links fahren und den Verkehr aufhalten», findet er.

«Darüber hinaus denke ich auch an die Tiere. Wo sollen die denn noch hin, wenn alles nur noch Beton ist?», so Feuz. Um den Lastwagenverkehr besser über den Tag zu verteilen, kann er sich gar eine komplette Aufhebung des Nachtfahrverbots vorstellen. «Auch wenn das für mich unregelmässigere Arbeitszeiten bedeuten würde.»

Mehrheit für Ausbau – aber gegen LKW-Überholverbote

Wiederum für einen Ausbau ist Heinz Stoop (48), der die Situation nüchtern betrachtet. «Flächendeckend sechs Spuren? Das werde ich in meinem Berufsleben wohl nicht mehr erleben.» In der Schweiz würden solche Projekte erfahrungsgemäss sehr lange dauern.

Seine Fragezeichen setzt Stoop bei den Zubringern auf die Autobahn. «Bei Einfahrten kommen manchmal gefühlt acht Autos gleichzeitig auf die Fahrbahn. Da überrascht es mich nicht, wenn es plötzlich klemmt.»

Bei den Chauffeuren, mit denen BLICK sprechen konnte, ist die Tendenz klar: Dreispurige Autobahnen sind erwünscht, nächtliche Arbeitszeiten vorstellbar. Bei einem totalen Überholverbot für Lastwagen hört der Spass hingegen auf.


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