Den ersten Paukenschlag setzt Crossair-Gründer Moritz Suter gleich am Anfang, bei der Aufnahme der Personalien: «Ich sehe da einen Eintrag in Ihrem Strafregister», sagt Richter Walter Wüthrich.
«Ja, da war ich zu schnell gefahren», erklärt Suter.
Er sei davongerast vor einem Wagen im Rückspiegel. «Damals wurde ich bedroht», erklärt er, «ein Killer war auf mich angesetzt.» Damals, das war im Mai 2001, in den Zeiten des Swissair-Untergangs. Es war ein halbes Jahr vor jenem Flugzeugabsturz, der Suter nun vor Gericht bringt.
Heute, sieben Jahre später, tagt im Gemeinderatssaal von Bellinzona das Bundesstrafgericht. Auf der Anklagebank die ehemalige Crossair-Führung. Vorwurf: fahrlässige Tötung von 24 Menschen.
Am 24. November 2001 stürzte bei Bassersdorf ZH ein Crossair-Jumbolino ab. Nur fünf Menschen überlebten. Der Hauptschuldige ist tot: Pilot Hans-Ulrich Lutz liess die Maschine abstürzen – doch die Crossair-Manager liessen ihn fliegen.
Das jedenfalls wirft ihnen die Bundesanwaltschaft vor. CEO Moritz Suter, sein Nachfolger André Dosé, Flottenchef Thomas Brandt, Personalchef Alfred Luginbühl, Cheffluglehrer Jean-Claude von Passavant und Trainingscaptain Philipp Hildebrand: Sie alle sollen gewusst haben, dass Pilot Lutz in seinem Beruf überfordert war.
Also, fragen die drei Richter: Wer war denn nun bei der Crossair für was verantwortlich? Die Angeklagten erklären ihre Job-Beschriebe, ihre Zuständigkeiten. «Sicherheit war unsere oberste Prämisse», sagen Dosé und Suter fast wortgleich. Es fällt viel Manager-Deutsch: «Reaktiv und proaktiv handeln», «regelmässige Audits», «Qualitätssicherung» – bis es den Richtern zu bunt wird.
«Was taten Sie, um diese perfekten Vorgaben sicherzustellen?», fragt Richter Peter Popp. «Ganz konkret?» Gespräche führen, Rapporte lesen, sagen die Manager. Die Richter sind unzufrieden. Konnten sich Piloten mit Kritik melden? Vor allem: Konnten das auch Co-Piloten?
Die Frage ist berechtigt: Absturzpilot Lutz war bekannt als ungenügender Flieger – und als stur. Hätte ein unzufriedener Co-Pilot gegen Lutz’ Eskapaden aufmucken können?
Die Richter halten Personalchef Luginbühl und Flottenchef Brandt Zeugenaussagen vor: «Beschwer dich nicht beim Luginbühl», habe ein Co-Pilot gesagt, «der glaubt eh nur den Kapitänen.» Luginbühl verteidigt sich: «Ich sagte den Co-Piloten nur, sie sollen sich nicht ohne Fakten beschweren. Wenn Aussage gegen Aussage steht, kann ich die Autorität der Kapitäne nicht untergraben.»
Richter Popp bohrt weiter: Auch ein anderer Co-Pilot habe erzählt, ihm sei vor Beschwerden gegen Kapitäne abgeraten worden. Brandt und Luginbühl wehren sich: Dieser Mann sei in einem «Upgrading» gewesen – zu Deutsch: Er wäre gerne aufgestiegen. Ausserdem sei er unbeliebt gewesen wegen seiner ständigen Klagen.
Crossair-Gründer Suter muss sich am ersten Prozesstag nicht oft rechtfertigen.
In Details verweist er gerne auf seinen einstigen Top-Manager Dosé. Aber er erinnert sich noch an jeden Kritiker. An jeden Vorwurf, der in der Crossair-Geschichte je gegen ihn erhoben wurde.
Auch noch an jenes Essen, als er «seinen Piloten» etwas «Flieger-Latein» aufgetischt habe: Geschichten aus der Militärfliegerei, in der man «lügen, behaupten, abstreiten» müsse. «Geschichtlein», sagt Suter.
Bundesstaatsanwalt Carlo Bulletti lächelt. Er sagt kaum etwas. Dabei ist diese «Lügen-behaupten-betrügen»-Geschichte einer seiner schwersten Vorwürfe an Suter und seine Führung.
«Keine Fragen», sagt Bulletti regelmässig. Er hat für Fragen noch eine Woche Zeit.
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