Auch Matthias G. (45) war Opfer von Behar S. (23) – zwei Monate vor dem Mord
«Der Killer schlitzte meinen Arm auf»

Grundlos greift Behar S. sein Opfer mit einem Cocktailglas an. Wochen später wird er gar zum Killer.
Publiziert: 28.11.2012 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 10:51 Uhr
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Matthias G. (45) zeigt seine Narbe.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Er zeigt seinen rechten Arm, die Narbe ist gut verheilt. Vor mehr als eineinhalb Jahren ist Matthias G.* (45) aus Flumenthal SO Killer Behar S.* (23) entkommen!

«Hätte ich bei dem Angriff damals nicht die Hände vors Gesicht genommen, wäre ich jetzt vielleicht auch tot. Wie der Security von Grenchen», sagt der Informatiker.

Dann erzählt der dreifache Familienvater vom 20. Februar 2011. «Ich war mit einem Freund in Grenchen im Ausgang. Wir gingen zu einem Bancomat.»

«Was luegsch so dumm, Mann?»

In der Bancomat-Passage kommt ihnen um 1.25 Uhr Behar S. mit seiner Freundin entgegen. Der Kosovare ist bereits wegen Körperverletzung und Einbrüchen vorbestraft.

«Er kam plötzlich auf mich zu und sagte total aggressiv: ‹Was luegsch so dumm, Mann?›», sagt Matthias G. «Ich wusste nicht, was sagen. Ich bin ja nicht einer, der auf eine Schlägerei aus ist. Doch da hat es schon geklöpft!»

Behar S. schlägt Matthias G. mit den Fäusten. Laut Polizei «mehrfach gegen den Kopf». «Ich flog in eine Ecke. Am Boden habe ich nur noch die Hände vors Gesicht gehalten. Dann lief das Paar endlich weg.»

Matthias G. glaubt, er sei mit Prellungen davongekommen. «Als ich Blut an meinem Arm runtertropfen sah, entdeckte ich die lange Wunde.» Er ruft die Polizei.

Im Spital stellt sich heraus: Behar S. hat Matthias G. mehrere Sehnen im Unterarm durchtrennt. «Er hat mir mit einem zerbrochenen Cocktailglas den Arm aufgeschlitzt. Ich musste mit 15 Stichen genäht werden», so Matthias G. «Ausserdem hatte ich einen Jochbeinbruch.» Vier Tage muss er im Inselspital Bern bleiben, danach kann er einen Monat nicht zur Arbeit.

Drei Tage nach der Attacke stellt sich Behar S. Was dann passiert, kann Matthias G. nicht verstehen. «Die Behörden nahmen ihn nicht einen Tag in Haft. Obwohl sie sicher wussten, was er schon alles auf dem Kerbholz hatte. Man sagte mir nur, dass keine Verdunkelungsgefahr bestehe.»

Sechs Wochen später tötet Behar S. im Luxory-Club den Türsteher Marcel A.* (22) mit sieben Messerstichen (BLICK berichtete). «Als ich hörte, dass er es war, war ich geschockt», sagt Matthias G. «Da wusste ich: Ich habe sehr viel Glück gehabt.»

Was wünscht er sich für ein Urteil für Behar S.? «Der wird einige Jahre Knast kriegen», sagt Matthias G. «Aber vielmehr hätte ich mir gewünscht, dass er beim Prozess Einsicht zeigt. Tut er aber nicht.»

* Namen der Redaktion bekannt

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