Auch Ausländer fürchten sich
Strasse der Angst

Publiziert: 28.09.2006 um 22:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:51 Uhr
von Katia Murmann
LUZERN – Nirgendwo leben mehr Ausländer auf einem Fleck als in der Baselstrasse in Luzern. Wohl fühlt sich dort kaum jemand.

Eine Ausfallstrasse in Luzern. Die Häuser haben dreckig graue Fassaden. Hier leben Afrikaner, Brasilianer, Tamilen, Türken. Menschen aus über 70 Ländern.

Sie sind im Quartier Basel-/Bernstrasse in der Mehrheit: mit fast 60 Prozent. Die beiden Strassen haben einen schlechten Ruf.

Nicht nur bei Schweizern.

Kanakasabai Thaya (43) aus Sri Lanka verkauft an der Baselstrasse bunte Stoffe, glitzernde Kleider und Lebensmittel. Aber wohl fühlt er sich nicht. «Diese Strasse ist nicht gut», sagt Thaya. «Es gibt Probleme mit Ausländern. Sie trinken zu viel und machen Ärger.»

Das weiss auch die Tschechin Pavlina Havlikova (18). Sie arbeitet in einem türkischen Café an der Baselstrasse. «Hier passiert jeden Tag etwas», sagt sie. «Schlägereien, Mordversuche, Unfälle.»

Nachts traut sich Havlikova nicht mehr alleine auf die Strasse. Aus Angst. Zu oft wurde sie schon von Ausländern angepöbelt.

Das kennt auch Thomas K.* (90). Er lebt seit über 50 Jahren an der Baselstrasse. Ein kleiner, alter Mann mit schütterem Haar. «Ich fühle mich hier nicht mehr daheim», sagt Thomas K. und zeigt auf die Namensschilder an seinem Haus. «Hier leben nur noch drei Schweizer. Alle anderen sind Ausländer. Das tut unserer Strasse einfach nicht gut.»

Die Stadt Luzern will die Baselstrasse lebenswerter machen. «Für alle, die dort wohnen», sagt Projektleiter Jürg Inderbitzin.

*Namen der Redaktion bekannt

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