Anzeigen gegen betagte Schmuggler nehmen zu
Oma und Opa als Drogenkuriere

Keiner ist unauffälliger als Senioren. Deshalb setzen kriminelle Banden sie gezielt als Laufboten ein.
Publiziert: 17.04.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:07 Uhr
«Ältere Personen eignen sich sehr gut als Drogen­kuriere», sagt der Professor des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich.
Foto: Illustration: Igor Kravarik
Roland Gamp

Karl* (64) arbeitete 40 Jahre lang als Karosseriespengler. Dann wanderte er aus, wollte seinen Lebensabend in der Dominikanischen Republik verbringen. Doch schon bald ging ihm sein Erspartes aus. Deshalb liess er sich mit einem Einheimischen auf einen Deal ein. Er sollte einen Koffer in die Schweiz schaffen und dafür 1300 Dollar bekommen. Die Zöllner am Flughafen Zürich stoppten ihn, durchsuchten sein Gepäck und fanden 5,4 Kilo Kokain.

2,5 Kilo Koks in Unter­hose

Letzten November reiste ein 74-Jähriger mit auffällig grossem Hinterteil aus Brasilien ein. Er hatte 2,5 Kilo Koks in die Unter­hose genäht. Im Sommer erwischten Polizisten im französischen Narbonne einen Schweizer Rentner (71), der 19 Kilo Cannabis im Auto versteckt hatte. Ende 2014 stand ein Taxifahrer (76) vor Gericht, weil er in der Ostschweiz Kokain für rund 46'000 Franken verkaufte.

Die Anzahl alter Menschen, die gegen das Betäubungsmittelgesetz verstossen, steigt. Das zeigt die neue Kriminalstatistik des Bundes. Im letzten Jahr gab es Anzeigen gegen 320 Personen, die über 60 Jahre alt sind. 2009 waren es noch 88 gewesen – fast viermal weniger.

Harmlos und unverdächtig

Altersforscher François Höpf­linger (67) überrascht diese Entwicklung nicht. «Ältere Personen eignen sich sehr gut als Drogen­kuriere», sagt der Professor des Zentrums für Gerontologie an der Universität Zürich. «Sie wirken harmlos und unverdächtig, gerade die Frauen. Sie würden von Zöllnern und Polizisten kaum überprüft.» Professionelle Banden wüssten das. «Die setzen vermehrt betagte Personen ein, um nicht aufzufliegen.»

Senioren als Kuriere zu finden, sei offenbar nicht so schwer. «Viele können von ihrer Rente kaum leben. Als Laufbote kann man diese mit wenig Aufwand aufbessern.» Zudem locke das geringe Risiko. Höpflinger geht davon aus, dass viel mehr alte und greise Schmuggler im Drogengeschäft mitmischen als in der Statistik erfasst.

Wer den Beamten ins Netz geht, hat in einem Strafprozess gute Karten. Richter können mildere Strafen aussprechen, wenn der An­geklagte im hohen Alter ist. Bei schweren Drogendelikten kommen aber auch Rentner ins Gefängnis. «Viele ältere Personen schreckt dieser Gedanke wohl kaum ab», sagt Höpflinger. «Im Gefängnis wird man gratis rund um die Uhr umsorgt – an manchen Orten vielleicht besser als im Altersheim.»

Ob es Karl genauso sieht? Das Bezirksgericht Bülach ZH verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von 54 Monaten. Der Traum vom Lebensabend im Paradies muss warten.

* Name geändert

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