Anja S. (41) über den dunkelsten Moment ihres Lebens
«So starb meine Chayenne»

Vor bald einem Jahr starb die kleine Chayenne (†6) in einem überhitzten Auto auf einem Tessiner Campingplatz. Jetzt sagt Mutter Anja S. verzweifelt: «Ich habe Chayenne nicht im Auto gelassen.»
Publiziert: 11.05.2016 um 21:40 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:00 Uhr
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Gebrochene Frau: Mutter Anja S. will die Ermittlungsresultate der Staatsanwaltschaft Tessin nicht wahrhaben.
Michael Sahli

Etwas Schlimmeres kann einer Mutter nicht passieren. Anja S.* (41) hat am 21. Juli 2015 ihre kleine Chayenne (†6) im brütend heissen Auto auf dem Parkplatz eines Campingplatzes in Muzzano TI vergessen. Erst Stunden später wurde der Leichnam des Mädchens gefunden. Die Mutter und Schwestern von Chayenne vergnügten sich währenddessen nur wenige Meter entfernt.

Mit dieser Schuld kann und will Anja S. nicht leben. Sie erzählt darum erstmals ihre Wahrnehmung der Geschehnisse – und widerspricht der Darstellung von Polizei und Staatsanwaltschaft.

«Ich habe Chayenne nicht im Auto gelassen», sagt Anja S. mehrmals. Vor der Ankunft auf dem Parkplatz habe sie mit der Kleinen noch «Puff gehabt». Der Grund: «Chayenne wollte unbedingt so einen Adidastrainer anziehen, der viel zu warm war.» Und: «Sie ist hässig auf den Campingplatz gezottelt, als ich ihr das verboten habe.»

«Chayenne war nicht dort. Ganz sicher»

Sie sei ganz sicher, dass das Auto leer war, wiederholt Anja S. immer und immer wieder. «Chayenne wurde im Fussraum gefunden. Genau dort habe ich doch noch meine Tasche gesucht. Chayenne war nicht dort. Ganz sicher.»

Die Mutter hat eine andere Unfalltheorie: Das Mädchen könnte alleine zurück zum Auto gegangen sein, vielleicht um den Trainer zu holen. Fest steht: Stunden später wurde Chayenne im Auto gefunden – mit einem zerrissenen Halskettchen direkt vor dem Gesicht.

Die Tessiner Staatsanwaltschaft will die Darstellungen von Anja S. nicht bestätigen – und verweist auf die Untersuchungsresultate von Mitte März. Dort steht, Chayenne sei «aus Versehen im Auto eingeschlossen und vergessen worden».

Das will Anja S. allerdings nicht realisieren. Für sie ist klar: «Mein kleiner Engel schläft nicht. Er ist wacker am Arbeiten und wird erst seinen Frieden finden, wenn die Wahrheit rauskommt.» 

* Name der Redaktion bekannt

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