Ein hübsches Rustico im Grünen. Berglage, mit Blick ins Tal. So hatte sich Andrée Howald (64) ihren Lebensabend vorgestellt – und ihren Traum 2013 in Campello, einem Ortsteil von Faido TI, verwirklicht. Doch permanent hier leben darf die ehemalige Primarlehrerin nicht.
«Um mich in Faido anzumelden, musste ich mir im Zentrum ein Zimmer mieten», sagt die gebürtige Zürcherin. «Das sind jeden Monat 200 Franken für die Katz.» Gemeindepräsident Roland David erklärt den Grund: «Das Rustico ist ein Ferienhaus, kein Erstwohnsitz. Auch bei uns gilt die Lex Weber, die Erst- und Zweitwohnsitze klar trennt. Ausserdem liegt das Rustico abgelegen. Wir müssen auf die Sicherheit achten.»
Diese Argumente ärgern Andrée Howald: «Ich habe einen Fünfjahres-Mietvertrag. Und ich habe alles: Wasser, Strom, Heizofen.» Ausserdem liege das Häuschen nah beim Weiler Campello und nur wenige Hundert Meter von der Hauptstrasse entfernt. «Mit dem Auto sind es drei Minuten, nach Faido zehn», sagt die Rentnerin. «In Campello habe ich mein Postfach und meinen Abfallcontainer. Ich zahle Gebühren für Abfall, Strom und Wasser.»
Täglich kommt der Bäcker, Käse und Milch holt Howald beim Bauern nebenan. «Und wenn im Winter Schnee liegt, schnalle ich mir meine Schneeschuhe an und bin in zehn Minuten im Dorf.»
Auch das Thema Sicherheit lässt die begeisterte Bergsteigerin nicht gelten: «Ich habe direkte Nachbarn, die kommen häufig. Darunter ist ein Ehepaar, das noch älter ist als ich. Das Rustico steht nicht in der roten Gefahrenzone. Warum also darf ich nicht bleiben?»
Andrée Howald kämpft für ihren Traum. Sie rekurriert beim Kanton. Vergebens. Auch der Tessiner Staatsrat erteilt ihr eine Abfuhr. Das Rustico liege ausserhalb der Bauzone. Daher sei es nur während der Sommermonate zu benutzen, lautet die Begründung.
Nicht nur die 200 Franken Monatsmiete für das Zimmer schmerzen Andrée Howald. «Die Gemeinde zahlt mir 400 Franken Ergänzungsleistung weniger aus», erklärt sie. Denn Faido berechnet diese nicht auf Grundlage der Rustico-miete, sondern bezieht nur die Zimmermiete mit ein. «Ich habe alleine drei Kinder grossgezogen und in allen Bereichen gejobbt, sogar Taxi bin ich gefahren. Dennoch ist meine Rente mit knapp 2000 Franken monatlich eher klein. 600 Franken weniger im Monat, das spüre ich schon.»
Andrée Howald gibt nicht auf: «Ich lasse mir mein Paradies nicht nehmen. Eher schnalle ich den Gürtel noch enger.»