Affäre um Hildebrand
Blocher: «Er ist untragbar geworden»

Heute Nachmittag verteidigte sich Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand vor den Medien. Nun ist auch für SVP-Nationalrat Blocher wieder Zeit zum Reden.
Publiziert: 05.01.2012 um 18:18 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:55 Uhr

Er brachte die Affäre um den Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand (48) ins Rollen: Heute Abend bezog SVP-Nationalrat Christoph Blocher (71) in der «Tele Züri»-Sendung «Talk Täglich» erstmals Stellung.

Im Interview erklärte Blocher, er sei der «Briefträger» in dieser Affäre. Diese Rolle sei wichtig gewesen, damit die Botschaft an die richtige Adresse gelangte – an den Bundesrat. Er habe nicht gewusst, ob es sich um gestohlene Daten gehandelt habe. Er habe damals noch nicht einmal den Namen der Bank Sarasin gekannt.

«Das ist ungeheuerlich»

Es sei «ungeheuerlich», dass der Nationalbankpräsident Währungsgeschäfte mache. Am 3. Dezember 2011 sei er erstmals durch verschiedene Anwälte orientiert worden, dass es «klare Hinweise» gebe, dass Herr Hildebrand solche Geschäfte mache. Er riet ihnen zuzuwarten, damit an die Medien zu gelangen.

Der SVP-Nationalrat weigerte sich im Interview, seine Quellen preiszugeben. Blocher bestätigte, dass es drei Besprechungen mit dem Bundesrat gegeben habe.

Auf die Frage, ob er die heute Nachmittag genannten Screenshots der Kontodaten von Philipp Hildebrand gesehen habe, gab sich Blocher kryptisch. Er habe gegenüber dem Bundesrat gesagt, er sei überzeugt, dass die Angaben, die ihm zugetragen wurden, stimmten. Er könne es aber nicht beweisen.

«Es war die Ehefrau» will Blocher nicht gelten lassen

Dass Hildebrand sagte, seine Frau habe die Transaktion veranlasst, will Blocher nicht gelten lassen. «Er darf nicht für einen Franken Währungsgeschäfte machen», tobte er. Und hielt fest: «Hildebrand ist untragbar geworden.» Die SVP forderte heute eine Parlamentarische Untersuchungskomission.

«Haben Sie sich nicht verrannt, Herr Blocher», wollte Moderator Gilli wissen. «Wenn Sie so etwas sagen, nehmen sie die Nationalbank nicht ernst», argumentiert Blocher. Seit bekannt geworden sei, dass das Bankkonto Philipp Hildebrand gehöre, sei der Fall für ihn klar.

«Wenn der Nationalbankpräsident nicht merkt, dass seine Frau verbotene Geschäfte auf seinem Konto macht, so kann man ihn nicht ernst nehmen», sagte Blocher. Man habe ihm gesagt, er werde rechtlich noch belangt.

Dass seine Rolle an die Öffentlichkeit gelangt sei, sei der «Küche Hildebrand» zuzuweisen, klagt der Nationalrat an. Er sei besorgt um die Schweiz, machte Blocher geltend.

Blocher erhielt die Bankunterlagen zugespielt


Blocher bekam vom Weinfelder Anwalt Hermann Lei die Bankunterlagen, die ein inzwischen entlassener IT-Mitarbeiter der Bank Sarasin beschafft hatte. Damit ging Blocher zu Micheline Calmy-Rey. Sie wiederum konfrontierte Hildebrand am 15. Dezember mit den Vorwürfen.

Noch am Montag wollte der SVP-Nationalrat die Angelegenheit und seine Rolle dabei nicht kommentieren. «Es gibt eine Zeit zum Reden und eine Zeit zu Schweigen. Und jetzt ist die Zeit zu Schweigen», sagte er den Medien. Heute bricht er sein Schweigen wieder.

Am Nachmittag hatte Hildebrand an der Pressekonferenz Blocher indirekt angegriffen: «Ich bedaure, dass Kreise, die sich seit Jahren als vehemente Verfechter des Schweizer Bankgeheimnisses ausgeben, dieses schwer verletzt. haben.» (sik)

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