Ein Brief des Fussballclubs Wiesendangen sorgt für Aufruhr: Präsident Ruedi Meier bittet seine Vereinsmitglieder darum, ihre Adressdaten an die Hauptsponsoren, die Krankenversicherung CSS und die Bank Acrevis weitergeben zu dürfen, wie der «Landbote» berichtete.
Zwar stehe es natürlich jedem Vereinsmitglied frei, seine Daten nicht weiterzugeben. Das allerdings hat einen Haken: Weil der Club dadurch für Sponsoren an Attraktivität verliere, müssten diejenigen Mitglieder, die ihre Daten nicht weitergeben wollen, 80 Franken mehr pro Jahr bezahlen. Dies wurde offenbar an der Generalversammlung im Juli entschieden.
Anonymes Mitglied fühlt sich erpresst
Den «Landboten» erreichte ein anonymer Brief, indem sich ein Mitglied über diese Änderung ärgert: «Das geht für mich in Richtung Nötigung oder Erpressung», findet das Mitglied. Bei einem tiefen Lohn und mit zwei kleinen Kindern im Verein werde er quasi genötigt, die Daten weiterzugeben. In diesem Sinne würde einigen Mitgliedern die Entscheidung eben nicht freistehen, da der Jahresbeitrag ohnehin sehr hoch sei.
Die Beiträge lagen bei Erwachsenen bisher zwischen 300 und 420 Franken im Jahr. Sie steigen stetig an.
Freiwilliges Engagement soll angeregt werden
Präsident Ruedi Meier äussert sich gegenüber BLICK. Er betrachtet das Ganze aus einer anderen Perspektive: «Der offizielle Mitgliederbeitrag liegt bei 500 Franken. Jedes Mitglied kann nun selber bestimmten, um wie viel sich sein Beitrag reduziert, indem es sich freiwillig für den Verein engagiert. Eine Möglichkeit ist die Datenweitergabe. Es gibt aber noch fünf bis zehn weitere Optionen, sich zu beteiligen, indem man beispielsweise Mannschaften trainiert oder Funktionär wird. Mit solchen freiwilligen Hilfeleistungen kann der Mitgliederbeitrag auf bis zu null Franken sinken.»
Das Ziel dieses neu eingeführten Systems sei es, die Mitglieder zu vermehrtem Engagement anzuregen. Aber niemand werde dazu gezwungen, eine dieser Möglichkeiten zu nutzen oder die Adressdaten preiszugeben, betont er.
An der Generalversammlung sei dem neuen System «dynamischer Mitgliederbeiträge» zugestimmt worden. Daher handle es sich um einen kollektiven Entscheid des Vereins. Die Veränderung sei vorher beim Datenschutz abgeklärt worden, wobei der Verein gemäss Ruedi Meier alle Anforderungen erfüllt habe.
Entscheiden müsste wohl ein Gericht
Silvia Böhlen vom eidgenössischen Datenschutz meint gegenüber dem «Landboten»: «Die Erhebung eines höheren Beitrags von den Mitgliedern, welche der Datenweitergabe widersprechen, ist nicht per se rechtsverletzend.» Die Mitglieder dürften sich aber nicht gezwungen fühlen, die Daten weiterzugeben, weil der finanzielle Verlust übermässig sei.