660'000 Franken Lohn?
Rega-Chef: «Die Zahl ist aus der Luft gegriffen»

Die hohen Bezüge der Rega-Kader führten dazu, dass das Zewo-Zertifikat nicht erneuert wurde, heisst es. Stimmt nicht, sagt Rega-Chef Ernst Kohler. Und er erklärt, wie viel er wirklich verdient.
Publiziert: 07.08.2013 um 22:15 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:44 Uhr
Von Jürg Auf der Maur

Herr Kohler, Sie beziehen gemäss Medienberichten 660'000 Franken Jahresgehalt. Wie rechtfertigen Sie dies?
Ernst Kohler: Diese Zahl ist aus der Luft gegriffen. Ich möchte aber die Spekulationen beenden. Die Salärbänder von CEO, Chefarzt und Finanzchef betragen 250‘000 bis 440‘000 Franken, dazu kommt ein individueller Bonus von 0 bis maximal 13,6 Prozent dieses Salärs. «1 zu 12« wäre im Übrigen bei uns kein Problem.

Sie haben die Zahl, welche in den Medien kursierte, bisher nicht kommentiert, weder bestätigt noch dementiert. Wieso?
Wir sind der Auffassung, dass wir keine Saläre von Mitarbeitenden offenlegen, weder die tiefsten noch die höchsten. Ich kann aber verstehen, dass man das wissen möchte, deshalb ändern wir diese Praxis für die Geschäftsleitung.

Warum haben Sie so lange geschwiegen über ihren Lohnbezug?
Es ist generell unüblich, die Saläre offen zu legen. Gemäss aktuellsten Zahlen der Zewo kommunizieren nur 20 Prozent der Schweizer Hilfswerke die Bezüge der Geschäftsleitung.

Die hohen Bezüge bei der Rega führten nun aber dazu, dass das Zewo-Zertifikat nicht erneuert wird. Haben Sie ein schlechtes Gewissen?
Diese Aussage stimmt nicht. Wir gehen davon aus, wie die Zewo, dass wir die Zertifizierung erreicht hätten. Die Entschädigungen sind aber ein Thema. Es gibt andere grosse Organisationen, die nicht Zewo-zertifiziert sind und deswegen nicht unseriös. Zudem hat die Rega viele andere Aufsichtsbehörden, darunter die Eidgenössische Stiftungsaufsicht.

Die Zewo-Geschäftsleiterin sagt, dass man nochmals über die Bücher hätte gehen müssen, hätte die Rega nicht von sich aus auf das Zertifikat verzichtet. Geht es also doch um ihren Bezüge?
Ich denke, wir hätten uns sicher gefunden, aber wir wollen auch nicht als Sonderfall behandelt werden. Die Rega lässt die Bezüge aller Mitarbeitenden regelmässig von unabhängiger Seite prüfen. Im Vergleich zu anderen Organisationen in der Aviatik oder beispielsweise im Spital sind die Saläre angemessen. Gute Arbeit soll auch angemessen entschädigt werden, auf allen Stufen.

Was für Auswirkungen wird die Kontroverse auf die Gönner haben?
Ich bin überzeugt, dass die Gönnerinnen und Gönner der Rega selber entscheiden können, ob sie uns unterstützen möchten. Die Leistung der Rega sollte anhand der jährlich 14‘000 Einsätze zu Gunsten verunfallter und erkrankter Menschen beurteilt werden.

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