In Ittigen bei Bern, am Fuss des Bantigers, reihen sich hübsche Doppeleinfamilienhäuschen. Vor dem Eingang zur Stockhornstrasse 9 liegt Kinderspielzeug, ein Tigerli sonnt sich auf der Türschwelle. Nichts deutet darauf hin, dass der Familienvater Maurice Bolla (†53) an diesem Ort vor sechseinhalb Jahren seine ganze Familie ermordet hat: In den frühen Morgenstunden des 28. Februar 2002 erdrosselte der ehemalige Mitarbeiter der bernischen Kraftwerke seine Ehefrau und die 20-jährige Tochter Nadine in ihren Schlafzimmern.
Oliver, der 13-jährige Sohn, witterte die Gefahr und flüchtete im Pyjama zu den Nachbarn. Der Vater folgte ihm und brachte ihn dort mit mehreren Kopfschüssen um. Auf den Tag genau zweieinhalb Jahre später erhängte sich der Täter in der Strafanstalt Thorberg.
Wo vor sechseinhalb Jahren Schreie gellten, Schüsse krachten, Blut floss, sehr viel Blut, herrscht heute wieder das reine, ungetrübte Familienglück. Ein Bub hüpft ins Haus und setzt sich an den Küchentisch. Nach dem Tennisunterricht ist er hungrig. Mami Marlies Lüscher* (41) steht in der modernen Küche und macht dem Jungen ein feines Zvieri. Wie gelingt ihr das? Wie kann Familie Lüscher in einem Haus mit solch schrecklicher Vergangenheit leben?
«Das günstigste Haus hat uns am besten gefallen. Wir haben uns nur gewundert, weshalb es so billig war», sagt die Kleinkinderzieherin. Gleich beim ersten Anruf wurde die Familie von der Immobilienfirma über die Vorgeschichte der Liegenschaft informiert. Familie Lüscher überlegte sich den Hauskauf lange.
Marlies Lüscher: «Was, wenn Herr Bolla mitten in der Nacht bei uns aufkreuzt?» Erst als sich der Täter umgebracht hatte, konnte sich die junge Familie zum Kauf durchringen. Bevor sie in das Mörderhaus einzog, liess sie die Wohnräume für 160000 Franken renovieren. Eine neue Küche und ein neues Bad wurden eingebaut, die Fussböden ausgewechselt und alle Wände neu gestrichen.
Nur das Baumhaus im Garten blieb, wie es war. Marlies Lüscher: «Im Baumhaus ist immer noch ein Holzflugzeug, das Maurice Bolla liebevoll für seine Kinder gebastelt hatte.» Um die bösen Geister zu vertreiben, räucherte sie das Haus mit einem qualmenden Lavendelzweig aus und nahm so Abschied von der Vorgeschichte des Hauses: «Jetzt ist es nicht mehr das Bolla-Haus, jetzt ist es unser Haus.»
Bolla, der von der Hausräumung erfahren hatte, schrieb kurz vor seinem Selbstmord: «Unser Haus wurde letztes Jahr ausgehöhlt. Die Exekution wurde vollzogen, die Enthauptung des noch verbliebenen Geistes hat stattgefunden.»
An vielen Orten der Schweiz gibt es Häuser mit einer ähnlichen Geschichte. Manche werden sofort verkauft, andere – meist Wohnungen in weniger beliebten Regionen – stehen oft jahrelang leer und können nur mit Mühe verkauft werden.
Hans-Ulrich Marti (49), Immobilien-Treuhänder in Bern, vermittelte das Bolla-Haus: «Selbstverständlich sorgen wir bereits beim ersten Kundenkontakt für Transparenz. Manche Leute mag eine tragische Vorgeschichte abschrecken, anderen wiederum ist es egal.»
Die Geschichte eines Hauses kann sich auf den Verkaufspreis auswirken. Die Lüschers mussten für ihr Haus in Ittigen etwa 200000 Franken weniger auf den Tisch legen, als der aktuelle Marktwert es verlangt hätte.
In der Nachbarschaft hielt man nach dem Familiendrama zusammen. Niemand dachte darüber nach, die Stockhornstrasse zu verlassen. Und für die benachbarten Hauseigentümer war klar, dass das Bolla-Haus wieder bewohnt werden sollte. «Wir waren froh, als endlich eine neue Familie das leer stehende Haus bezogen hat», sagt eine Nachbarin. So konnte das traurigste Kapitel in der Geschichte der Siedlung abgeschlossen werden. Die Nachbarin: «Es ist jetzt nicht mehr das Bolla-Haus, es ist jetzt das Haus der Familie Lüscher.»
*Name von der Redaktion geändert
Am 2. Dezember 2003 wurde in Zürich-Witikon eine vierköpfige Familie ausgelöscht. Nach finanziellen Problemen entschieden sich die Eltern zum gemeinsamen Selbstmord. Sie erschossen ihre beiden Kinder mit einem Karabiner. Danach richteten sie sich selbst. Die Genossenschaftswohnung im beliebten Zürcher Aussenquartier konnte problemlos an eine Familie weitervermietet werden.
14.7.04
Ein 45-jähriger Familienvater hat am 14. Juli 2004 an der Lenk im Berner Oberland seine Frau, die beiden Töchter und sich selbst erschossen. Das Chalet stand lange Zeit leer, konnte dann aber an ein Ehepaar aus Holland verkauft werden. Das Haus ging jedoch unter dem verlangten Marktpreis weg. Die neuen Besitzer nutzen das Chalet nun als Ferienhaus.
30.3.05
Am 30. März 2005 ereignete sich in Muri AG ein Familiendrama, das vier Personen das Leben kostete. Der 47-jährige Vater erschoss seine Frau und die beiden Töchter mit einem Revolver und richtete sich danach selbst. Auch diese Liegenschaft wurde verkauft. Heute lebt ein Ehepaar in diesem Haus. Wie die neuen Eigentümer mit der Situation klarkommen, wollten sie SonntagsBlick nicht verraten.
30.5.05
In Islisberg AG erschlug am 30. Mai 2005 ein 37-jähriger Informatiker seine Frau und ihre zwei Kinder mit einem Hammer. Danach beging er Selbstmord. Heute bewohnt eine junge Familie mit einer 2-jährigen Tochter das Einfamilienhaus in Islisberg. «Eine Preisermässigung gab es nicht, und Renovationen wurden nichtdurchgeführt», sagte die neue Besitzerin dem Sonntags-Blick.
Am 2. Dezember 2003 wurde in Zürich-Witikon eine vierköpfige Familie ausgelöscht. Nach finanziellen Problemen entschieden sich die Eltern zum gemeinsamen Selbstmord. Sie erschossen ihre beiden Kinder mit einem Karabiner. Danach richteten sie sich selbst. Die Genossenschaftswohnung im beliebten Zürcher Aussenquartier konnte problemlos an eine Familie weitervermietet werden.
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Ein 45-jähriger Familienvater hat am 14. Juli 2004 an der Lenk im Berner Oberland seine Frau, die beiden Töchter und sich selbst erschossen. Das Chalet stand lange Zeit leer, konnte dann aber an ein Ehepaar aus Holland verkauft werden. Das Haus ging jedoch unter dem verlangten Marktpreis weg. Die neuen Besitzer nutzen das Chalet nun als Ferienhaus.
30.3.05
Am 30. März 2005 ereignete sich in Muri AG ein Familiendrama, das vier Personen das Leben kostete. Der 47-jährige Vater erschoss seine Frau und die beiden Töchter mit einem Revolver und richtete sich danach selbst. Auch diese Liegenschaft wurde verkauft. Heute lebt ein Ehepaar in diesem Haus. Wie die neuen Eigentümer mit der Situation klarkommen, wollten sie SonntagsBlick nicht verraten.
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In Islisberg AG erschlug am 30. Mai 2005 ein 37-jähriger Informatiker seine Frau und ihre zwei Kinder mit einem Hammer. Danach beging er Selbstmord. Heute bewohnt eine junge Familie mit einer 2-jährigen Tochter das Einfamilienhaus in Islisberg. «Eine Preisermässigung gab es nicht, und Renovationen wurden nichtdurchgeführt», sagte die neue Besitzerin dem Sonntags-Blick.
«Herr Bolla äussert im Brief keine Reue und kein Bedauern über seine schreckliche Tat. Er verdrängt völlig, dass er seine Frau und seine zwei Kinder auf brutalste Art und Weise umgebracht hatte.
Bolla war ein klassischer Narzisst. Er lebte in einer Traumwelt, in der seine Frau und Kinder mit ihm verschmolzen. Darum konnte er über sie verfügen, wie es ihm beliebte. Als er seinen Job verlor, seine Frau ihn verlassen wollte und er mit seiner Internetfirma Schiffbruch erlitt, brach für ihn alles zusammen.
Schuld für sein Versagen gab er der Welt, die schlecht zu ihm war und demzufolge auch schlecht für seine Familie. Darum tötete er sie alle. Typisch für Bollas Abschiedsbrief sind seine Fantasien über eine Wiedervereinigung mit den Liebsten im Himmel.»
«Herr Bolla äussert im Brief keine Reue und kein Bedauern über seine schreckliche Tat. Er verdrängt völlig, dass er seine Frau und seine zwei Kinder auf brutalste Art und Weise umgebracht hatte.
Bolla war ein klassischer Narzisst. Er lebte in einer Traumwelt, in der seine Frau und Kinder mit ihm verschmolzen. Darum konnte er über sie verfügen, wie es ihm beliebte. Als er seinen Job verlor, seine Frau ihn verlassen wollte und er mit seiner Internetfirma Schiffbruch erlitt, brach für ihn alles zusammen.
Schuld für sein Versagen gab er der Welt, die schlecht zu ihm war und demzufolge auch schlecht für seine Familie. Darum tötete er sie alle. Typisch für Bollas Abschiedsbrief sind seine Fantasien über eine Wiedervereinigung mit den Liebsten im Himmel.»