Darum gehts
- Gewerkschaft Transfair mischt sich in Zürcher Strassenprojekt ein
- VBZ und Sozialpartner sehen möglichen Präzedenzfall für Eigentrassee-Verlust
- Zwischen 2013 und 2022 verloren VBZ 2,3 Kilometer Eigentrassee
Die Gewerkschaft Transfair steigt in den Zürcher Strassen-Kampf ein. Erstmals mischt sie sich aktiv in ein städtisches Tiefbauprojekt ein, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Stein des Anstosses ist die geplante Umgestaltung der Hofwiesenstrasse: Dort soll ein Stück Eigentrassee für das 11er-Tram verschwinden – künftig würden Autos und Tram dieselbe Spur nutzen.
Für die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) und ihre Sozialpartner ist das brisant: Sie fürchten einen Präzedenzfall. Ein Kadermitglied der VBZ wies die Gewerkschaften per E-Mail auf das Projekt und die Möglichkeit einer Einsprache hin, wie die Zeitung berichtet. Transfair nutzte die Chance sofort.
Fahrpersonal soll Gehör erhalten
Die Argumente von Transfair liegen auf der Hand: Mehr Mischverkehr bedeute ein höheres Unfallrisiko, schlechtere Arbeitsbedingungen und Einbussen bei der Pünktlichkeit.
Andere Gewerkschaften geben sich deutlich zurückhaltender. Syna spricht von einer «Findungsphase», der VPOD verweist auf fehlende Ressourcen, um sich in solche Projekte einzuklinken.
Die VBZ sehen kein Problem darin, ihre Sozialpartner zu Einsprachen zu ermuntern. Eine Sprecherin betont, dass die Sicht des Fahrpersonals in Projekten oft zu kurz komme – gewerkschaftliche Einsprachen könnten diesen Stimmen mehr Gewicht verleihen.
Der Hintergrund: In Zürich schwinden die Eigentrassees, also reservierte Spuren nur für den ÖV. Gerade auf staugeplagten Abschnitten garantieren sie eine unbehinderte Fahrt, wie die VBZ in einer Antwort auf eine Gemeinderatsanfrage festhielten.
Hat Stadt Gehör?
Stadtrat Michael Baumer, Zürichs oberster ÖV-Chef, betont die Wichtigkeit von Eigentrassees auf längeren Abschnitten. Wo Platz knapp ist, wie an der Hofwiesenstrasse, zeigen sich die VBZ kompromissbereit. Dort prüfte die Stadt vier Varianten und entschied sich schliesslich für durchgehenden Mischverkehr – zugunsten der Velovorzugsroute und des Baumbestands.
Ob die Einsprache von Transfair die Planung noch kippen kann, wird sich Anfang 2026 zeigen. Dann liegt die definitive Projektauflage vor.