Sie würden Waren herumwerfen «wie Hühner den Dreck», seien vielfach «fast barfuss» unterwegs – aber «im Grunde genommen auch nur Leute»: Das Urteil von Hans-Rudolf Glarner, Vater von SVP-Hardliner und -Asylchef Andreas Glarner über zwei dunkelhäutige Männer, die im Volksgarten in Glarus ihre Freizeit auf einer Parkbank geniessen, war despektierlich und herablassend (BLICK berichtete).
«Diese Beleidigung kann ich so nicht stehen lassen», wehrt sich jetzt Thomas Zimmermann (36). Der Wirt des Restaurants City in Glarus traute seinen Augen kaum, als er gestern BLICK und im SRF-Dok-Film vom Donnerstagabend seinen Mitarbeiter Minas Ashebir (43) entdeckte. «Glarner erweckt den Eindruck, dass Minas ein Nichtsnutz sei und der Schweiz schade», sagt Thomas Zimmermann. «Dabei ist genau das Gegenteil der Fall! Minas ist ein Vorbild für so manchen Schweizer!» Derzeit weilt der Eriteer in Mailand an einer Hochzeit, BLICK konnte ihn bis Redaktionsschluss noch nicht erreichen.
Die gute Seele im Haus
Seit dreieinhalb Jahren ist der Eritreer mit einem 100-Prozent-Pensum Küchengehilfe in Zimmermanns Restaurant. «Die Gäste schätzen ihn sehr, so freundlich und zuvorkommend, wie er ist», lobt der Chef seinen fleissigen Mitarbeiter. «Mittlerweile merke ich nicht einmal mehr den Unterschied zu einem Gelernten.» Minas Ashebir erledige seine Aufgaben wie Rüsten, Abwaschen und das Vorbereiten der Menüs «vorbildlich». «Er ist ja fast die rechte Hand unseres Chefkochs, die gute Seele im Haus.»
Die Haltung der Glarners macht Minas Ashebirs Chef wütend
Minas Ashebir kam vor rund neun Jahren in die Schweiz und sei «ein Vorbild, was Integration und Dankbarkeit angeht», betont Thomas Zimmermann. Der Wirt beschäftigt immer wieder Menschen, die ihm das Migrationsamt vermittelt. «Ich gebe ihnen eine Chance. Und wenn sie sich so bewähren wie Minas, bestätigt mich dies in meinem Tun.»
Umso aufgebrachter sei er, wenn er die Haltung von Andreas Glarner und dessen Vater Dunkelhäutigen gegenüber sehe. «Eigentlich bin ich sehr stolz auf unser Land», sagt Zimmermann. «Aber wenn ich solche Berichte sehe, dann schäme ich mich, Schweizer zu sein.»