Der Kanton Graubünden verzichtet kurzfristig auf Dienste von Zivilschützern. Die Bündner Behörden haben letzte Woche per Telefon erste Betroffene orientiert: Ab dem 4. Juli müssen sie nicht sieben Tage Dienst bei der Betreuung von Asylsuchenden leisten, sondern bloss drei. Ist es ein erstes Anzeichen, dass sich die Flüchtlingskrise enstpannt?
Einer der Betroffenen sagt: «Man hat mir die Kürzung des Dienstes damit begründet, dass statt drei nur noch eine Flüchtlingsunterkunft in einer unterirdischen Zivilschutzanlage betrieben werden müssen.»
Mit der Orientierung war der Auftrag an die Zivilschützer verbunden, ihre Arbeitgeber zu orientieren: Dass sie nun zur Arbeit kommen und nicht die ganze Woche im Zivilschutz sind. Das Dienstaufgebot hatte der Mann schon Anfang Mai erhalten.
Nur noch eine einzige Anlage in Chur
Beim Kanton Graubünden bestätigt Hans Gasser, Chef des zuständigen Amtes für Militär und Zivilschutz, die Massnahme: «Wir haben drei Schutzdienstpflichtige pro Woche dahingehend orientiert, dass wir nur noch eine Zivilschutzanlage in Chur als Asylbewerberunterkunft betreiben.» In den kommenden Wochen werden weiterhin fünf Angehörige des Zivilschutzes pro Woche Dienst in der verbliebenen Asylunterkunft in Chur leisten.
Heisst das, dass der Kanton Graubünden nun weniger Asylbewerber zu betreuen hat? Das kann Gasser nicht beantworten, verweist ans zuständige Amt für Migration und Zivilrecht.
Auch dort kann kann man dazu nichts sagen. Der Bund sei für Asyl-Zahlen zuständig. Beim Staatsekretariat für Migration wiederum heisst es, es sei noch zu früh für Prognosen. Sprecherin Léa Wertheimer sagt aber: «Im Mai 2016 lag die Zahl der monatlichen Gesuche erstmals wieder unter dem Niveau des Vorjahres.» Und das würde bedeuten, dass bei einzelnen Kantonen durchaus erste Entspannungstendenzen spürbar sein könnten.
Demgegenüber sagt Gasser, es brauche nicht mehr so viele Schutzdienstpflichtige wie ursprünglich geplant, Weil das Amt für Migration und Zivilrecht zusätzliche oberirdische Unterkünfte in Betrieb nehmen konnte. Gemäss Langfristplanung wäre der Bündner Zivilschutz in der Lage gewesen, eine weitere Anlage im Kanton zu betreiben.