Welche Sitze im Nationalrat niemand will
Hier sitzen die Hinterbänkler

Er kehrt zum zweiten Mal in den Nationalrat zurück: Der Baselbieter SVP-Politiker Christian Miesch hatte in seinen drei Amtszeiten drei verschiedene Plätze. Sein Beispiel zeigt, welche Sitze im Saal niemand will: nämlich diejenigen zuvorderst.
Publiziert: 10.09.2014 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:10 Uhr
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Von Matthias Halbeis

Schon zum dritten Mal sitzt Christian Miesch im Nationalrat. Mit dem neuen Platz in den Reihen der SVP ist er aufgestiegen – er hat jetzt seinen Stuhl in der fünften Reihe neben dem Gang. Damit ist er Sitznachbar von Gregor Rutz (SVP, ZH). Von 2003 bis 2011 sass Miesch zuvorderst, dort wo heute Nathalie Rickli sitzt.

In der Schweiz haben  politische Schwergewichte zuhinterst im Parlament ihren Stuhl – zumindest im Nationalrat. Je weiter hinten die Plätze sind, desto begehrter sind sie. Das Wort Hinterbänkler hat also nichts mit dem Sitzplatz im Saal zu tun. Die wahren Hinterbänkler sitzen in aller Regel nämlich weit vorne im Saal.

Weit hin zu sitzen bietet für die politische Arbeit viele Vorteile: Man hat den ganzen Nationalratsaal im Blick – man sieht wie Freund und Feind stimmt. Kurze Diskussionen mit Fraktionskolleginnen und -kollegen, um letzte Feinheiten der Taktik abzustimmen, sind  dort immer möglich.

Und alles passiert, ohne dass die Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Haupttribüne viel davon mitkriegen. Klar, dass ein Platz zuhinterst auch die Bedeutung und Anerkennung zeigt, die ein Parlamentarier oder eine Parlamentarierin in der eigenen Fraktion hat und geniesst.

Zuhinterst sitzen CVP-Parteipräsident Christoph Darbellay, FDP-Präsident Philipp Müller, FDP-Fraktionschefin Gaby Huber, SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin, SVP-Präsident Toni Brunner und SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz.

Der Platz von alt-Fraktionschef Caspar Baader, den Miesch im Rat ersetzt, ging aber an einen anderen: Neu sitzt Luzi Stamm (SVP, AG) dort, der zuletzt mit einer Iran-Reise für Schlagzeilen sorgte. Stamm sitzt schon seit 1991 im Rat, die ersten zehn Jahre für die FDP, seit 2001 für die SVP.

Etwas hat Miesch noch aufzuholen: Von 1991 bis 1995 sass er auf einem Stuhl in der zweithindersten Reihe, dort wo heute Bruno Pezzati (FDP) politisiert. Miesch war damals auch noch ein Freisinniger. Und in der seinerzeit noch grösseren Fraktion war der Platz sicher begehrt.

Miesch sagt, dass er mit seinem neuen Sitz ganz zufrieden ist. Für den passionierten Raucher ist der Weg von dort bis zur Terasse auch denkbar kurz.

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