Düstere Aussichten für die Rentner von übermorgen: Das anhaltende Tiefzinsumfeld droht jungen Erwerbstätigen ein Drittel des Pensionskassenguthabens wegzufressen. Das zeigt eine Prognose zur Renditeentwicklung der 2. Säule.
Der Online-Vergleichsdienst Comparis hat die Entwicklung von Pensionskassenguthaben unter verschiedenen Renditeannahmen verglichen. «Heute 30-Jährige verlieren bei einem länger anhaltenden Tiefzinsumfeld ein Drittel ihres Pensionskassenguthabens», warnt deren Finanzexperte Leo Hug.
Renditen im freien Fall
Schon im letzten Jahrzehnt sind die Renditen auf Vorsorgeguthaben kräftig geschmolzen. Die reale durchschnittliche Jahresrendite auf PK-Guthaben seit Einführung des Obligatoriums 1985 betrug laut den Berechnungen 3,6 Prozent. Seit 2008 werden auf die Pensionskassenguthaben durchschnittlich nur noch 2,8 Prozent reale Rendite erwirtschaftet.
Die Zukunft sieht sogar noch schlechter aus: Für die Berechnung der künftigen Altersguthaben hat Comparis für heute 30-Jährige drei Renditeszenarien bei einem versicherten Jahreseinkommen von 80’000 Franken bis zum ordentlichen Pensionsalter angenommen.
Basierend auf der Zinssituation aus der Vergangenheit – also einer durchschnittlichen realen Rendite von 3,6 Prozent – könnte sich ein heute 30-Jähriger somit ein Pensionskassenguthaben im Rentenalter von 687’000 Franken auszahlen lassen. Liegt die Rendite nur noch bei 2,8 Prozent (wie in den letzten zehn Jahren), wären es noch 599’000 Franken.
Statt 700'000 nur noch 460'000 Franken Guthaben
Doch Hug warnt: «Auch eine Rendite von 2,8 Prozent ist unrealistisch für die Zukunft.» Er geht von einer längerfristigen Realrendite der Pensionskassengelder von 1,2 Prozent aus. Das ergibt für heute 30-Jährige beim Erreichen von 65 Jahren ein angespartes Pensionskassenguthaben von nur noch 463’000 Franken – ein Drittel weniger als mit der bisherigen Durchschnittsrendite von 3,6 Prozent.
Umso dringender wird damit die private Vorsorge. «Wer es sich leisten kann, soll die tieferen Altersguthaben in der Säule 3a kompensieren können», schlägt Hug vor. Pro Jahr kann man 6826 Franken in die Säule 3a einzahlen – und das von den Steuern abziehen. Zu wenig, findet Comparis. Und fordert, dass die jährliche Maximaleinzahlung auf 11'800 Franken erhöht wird.
Politik soll nachhelfen
Doch wer kann sich das schon leisten in jungen Jahren? Das Problem hat auch die Politik erkannt. Der Obwaldner Ständerat Erich Ettlin (57) fordert, dass jene, die in früheren Jahren keine oder nur Teilbeiträge in die Säule 3a einzahlen konnten, dies unter bestimmten Bedingungen nachholen und vom steuerbaren Einkommen abziehen können. (sf)