Wegen Lücke bei Luftraum-Überwachung
Bund beschafft italienisches Radarsystem

Der Bund beschafft ein teilmobiles Radar kurzer Reichweite zur Überwachung des Schweizer Luftraumes beim italienischen Hersteller Leonardo. Dieses wird benötigt, um die Lufthoheit im unteren Luftraum besser wahren zu können, teilt das Bundesamt für Rüstung mit.
Publiziert: 15:48 Uhr
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Aktualisiert: 16:35 Uhr
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Mit der Beschaffung des Radarsystems des italienischen Herstellers Leonardo soll eine Lücke in der Luftraumüberwachung geschlossen werden. (Archivbild)
Foto: GAETAN BALLY

Darum gehts

  • Schweiz plant Beschaffung moderner Radare für Luftraumüberwachung
  • Neue Radare sollen Fähigkeitslücke im unteren Luftraum schliessen
  • Vollbefähigung der Luftwaffe mit TMMR-System in Armeebotschaft 2028 geplant
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Keystone-SDADie Schweizer Nachrichtenagentur

Mit der Ausserdienststellung des taktischen Fliegerradars (Taflir) um das Jahr 2030 entsteht eine erweiterte Fähigkeitslücke im unteren und mittleren Luftraum. Diese könne mit dem neuen, teilmobilen Radarsystem TMMR (Tactical Multi Mission Radar) für den unteren Luftraum gefüllt werden, teilte das Bundesamt für Rüstung (Armasuisse) am Montag mit.

Die Überwachung des Luftraums ist für die Sicherheit der Schweiz wichtig. Die gegenwärtige Fähigkeitslücke im unteren Luftraum soll daher durch die stufenweise Beschaffung von modernen Radaren geschlossen werden.

Armee erkennt Handlungsbedarf

Gemäss dem Zielbild zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Schweizer Armee besteht «Handlungsbedarf, das Fähigkeitsprofil des Nachrichtenverbunds und der Sensoren zu verbessern».

Das Radarsystem TMMR als neuer Sensor würde mit seinen Fähigkeiten den Sensor-Wirkungsverbund Schweiz stärken, hiess es weiter. Mit seiner Überlebensfähigkeit sowie der Fähigkeit zur Ausleuchtung von Lücken werde die integrierte Luftverteidigung denn auch «entscheidend» verbessert.

Das System besitzt laut den Angaben von Armasuisse die Fähigkeit, Ziele im unteren und mittleren Luftraum zu entdecken, zu klassifizieren und zu verfolgen sowie mittels einer «Freund-Feind-Erkennung» zu identifizieren. Zudem könne das neue teilmobile Radarsystem schnell verlegt werden.

Allenfalls nur ein erster Schritt

Die Beschaffung der teilmobilen Radare kurzer Reichweite vom Hersteller Leonardo erfolge denn auch stufenweise: In einem ersten Schritt werde ein einzelnes Radarsystem zum Fähigkeitsaufbau beschafft.

Wenn sich das beschaffte System im Einsatz bei der Truppe bewährt, ist laut Armasuisse die Beschaffung von mehreren Radarsystemen zum Abschluss des Fähigkeitsaufbaus vorgesehen. Die Vollbefähigung der Luftwaffe mit dem neuen Radarsystem ist im Rahmen der Armeebotschaft 2028 eingeplant.

Im Dezember des vergangenen Jahres hatte Armasuisse im Rahmen eines Einladungsverfahrens sieben Hersteller zur Einreichung von Angeboten aufgefordert. Darauf seien insgesamt vier verwertbare Angebote eingegangen, heisst es weiter.

Nach sorgfältiger Bewertung aller Angebote anhand zuvor definierter Kriterien habe Armasuisse das für die Schweiz vorteilhafteste Angebot - dasjenige vom Rüstungskonzern Leonardo - gewählt. Weitere Angebote, unter anderem vom schwedischen Konzern Saab oder dem israelischen Konzern IAI ELTA Systems, hatten das Nachsehen.

Nachbarstaaten stärker berücksichtigen

Der Zuschlag für das Radarsystem TMMR stehe denn auch im Einklang mit der Rüstungspolitischen Strategie des Bundesrates, die im Juni des laufenden Jahres verabschiedet worden war. Laut der Strategie sollten möglichst 30 Prozent des Rüstungsbeschaffungsvolumens der Schweiz in den Nachbarstaaten und weiteren europäischen Ländern getätigt werden, da diese Staaten für die Schweiz von besonderer rüstungspolitischer Bedeutung seien.

Um die Option zu haben, sich im Falle eines bewaffneten Konfliktes in Zusammenarbeit mit anderen Staaten verteidigen zu können, müsse die Schweiz weiter auch Systeme und Material beschaffen, die mit denen anderer Staaten entweder identisch oder zumindest kompatibel sind.

Dies betreffe in erster Linie die Nachbarstaaten der Schweiz. Auch stärke die Beschaffung in benachbarten Ländern die Lieferkettensicherheit und erhöhe die Resilienz im Falle einer Krise oder eines bewaffneten Angriffs.

Nur bedingt in der Lage, den Luftraum zu schützen

Die integrierte Luftverteidigung der Schweiz (ILV) ist ein vernetztes System aus Radaren, Führungszentren, Kampfflugzeugen und Boden-Luft-Raketen, das den ständigen Schutz und die Kontrolle des Schweizer Luftraumes gewährleisten soll.

Aktuell ist die Luftwaffe allerdings nur bedingt in der Lage, den Luftraum der Schweiz zu schützen. Mit dem Air2030-Programm plant der Bund jedoch eine umfassende Modernisierung der Luftverteidigung. Ziel ist es, die Abdeckung auf über 70 Prozent der Landesfläche zu erhöhen.

Schlüsselsysteme der ILV sind unter anderem das Luftabwehrsystem Patriot für grosse Reichweiten - dessen Liefertermine zwischen der Schweiz und den USA noch nicht geklärt sind - sowie das System IRIS-T SLM für mittlere Reichweiten, welches im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI) erworben wird. Die bodengestützten Systeme werden durch den Kampfjet F-35A ergänzt.

Erst kürzlich wurde Armasuisse zudem mit der Beschaffung von neuen Drohnenabwehrsystemen beauftragt. Die Schweizer Armee reagierte damit auf die europaweit zunehmenden Drohnensichtungen. Auch diese Systeme sollen teilmobil sein. Eine Typenwahl ist noch nicht erfolgt.

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