Was schenkt man dem Staatsmann, der schon alles hat?
Schreiber-Ammann bringt Kugis für Russen und Saudis

Auf seiner Auslandsreise hatte Johann Schneider-Ammann mehrere Gastgeschenke im Gepäck. Was genau er jeweils mitbringt, ist eigentlich geheim. Doch für BLICK gewährt der Bund einen Blick hinters Geschenkpapier. Und erklärt, wie kompliziert das Schenken unter Politikern ist.
Publiziert: 17.07.2017 um 12:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:32 Uhr
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Johann Schneider-Ammann überreicht dem russischen Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Maxim Oreschkin, einen Kugelschreiber.
Foto: Twitter
Lea Hartmann

Auch für Bundesräte gilt: Zu Besuch kommt man nicht mit leeren Händen. Bevor über Freihandelsabkommen und Herausforderungen der Digitalisierung diskutiert wurde, überreichte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann auf seinen Auslandsbesuchen vergangene Woche den Gastgebern einen Gruss aus der Schweiz.

Doch was war drin in den roten Päckli mit weisser Schleife, die Schneider-Ammann am Wochenende den Saudis wie zuvor auch den Russen in die Hände drückte?

Verhindern, dass die Beschenkten Vergleiche anstellen

«Prinzipiell geben wir keine Auskunft über die Art und den Preis der Geschenke», teilt die Bundeskanzlei auf Nachfrage mit. Der Grund: Man will verhindern, dass die Geschenke miteinander verglichen und bewertet werden. 

Auf Nachhaken von BLICK hat die Bundeskanzlei allerdings eine Ausnahme gemacht und einen Blick hinter das Geschenkpapier erlaubt. Schneider-Ammann habe den Russen einen Kugelschreiber übergeben, verrät eine Sprecherin. Und auch die Saudis haben ein «Swiss Made»-Schreibgerät der höheren Preisklasse bekommen. Im Gegenzug gabs für den Wirtschaftsminister eine Schachtel Datteln, wie ein SRF-Korrespondent berichtet.

Es gelten strikte Regeln

Eine Geschenkübergabe, die von A bis Z durchgeplant war. Denn Schenken unter Staatsmännern unterliegt strengen diplomatischen Regeln. So muss unter den beiden involvierten Staaten erst einmal ausgemacht werden, ob überhaupt Geschenke übergeben werden sollen.

«Es ist das Land, das empfängt, welches entscheidet, ob Geschenke ausgetauscht werden – und wenn ja, mit welchen Personen», erklärt die Bundeskanzlei. Auch muss vor der Abreise abgeklärt werden, ob der Bundesrat das Geschenk persönlich übergeben soll. 

Frage der Fragen: Was bringt man mit?

Die wichtigste Frage ist aber: Was bringt man mit? Dazu nimmt das entsprechende Departement Kontakt mit der Schweizer Botschaft im Gastland auf. So soll sichergestellt werden, dass nicht etwa beide dasselbe schenken – und das nichts geschenkt wird, was den kulturellen Gepflogenheiten im Land widerspricht.

Ein Kugelschreiber ist da unproblematisch – ein Sackmesser beispielsweise könnte in Asien aber als Zeichen aufgefasst werden, dass es mit der Freundschaft zwischen den Staaten nicht mehr weit her ist. Auch Alkohol wäre je nachdem äusserst heikel.

Zudem müssen die Geschenke in etwa denselben Wert aufweisen, weil sonst der Vorwurf der Korruption aufkommen könnte. Der Kugelschreiber dürfte also nicht vergoldet gewesen sein – es sei denn, die Datteln waren es auch.

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