Wer hier arbeitet, ist grösster Vertraulichkeit verpflichtet: Othmar Rumo (53) darf nicht einmal sagen, wo genau sich sein Arbeitsort befindet. Rumo ist Chef Repräsentations- und Personentransporte beim Bund. Autonummern, technische und sicherheitsrelevante Details, ja sogar der genaue Standort der Garage in einem Berner Vorort dürfen nicht an die Öffentlichkeit.
Aber drinnen durfte sich BLICK umsehen – und ist allein über die grosse Zahl der Fahrzeuge verblüfft: Auf Hochglanz polierte Bundesratslimousinen stehen neben stinknormalen Privatwagen der Chauffeure, daneben finden sich gepanzerte Sonderschutzfahrzeuge und in einem weiteren Garagenteil Autos für die verdeckte Personenermittlung. Die Panzerwagen sind teils mit Tüchern abgedeckt und hängen an der Steckdose: staubfreie Luxuskarossen voller Elektronik, die jede Autobatterie sofort leer saugt. Es sieht aus wie ein Mix aus Leichenhalle und James-Bond-Kulisse.
Autotüren so schwer wie Beton-Bunker-Türen
Fehlen bloss die quietschenden Reifen und das Aufheulen der V-12- und V-8-Motoren. Davon haben nur die Fahrzeugwarte eine Ahnung, von denen gerade einer einen frisch gewaschenen und polierten Mercedes S Guard auf seinen Standplatz fährt.
Von aussen unterscheidet das 4,3 Tonnen schwere Auto nichts vom daneben stehenden Serien-Mercedes S, der Dienstlimousine von Aussenminister Ignazio Cassis (58, FDP). Doch wer den Schlüssel aus dem Wandtresor holt und die Türe des gepanzerten Guards öffnet, weiss, weshalb dessen Fahrer die Lastwagen-Prüfung brauchen: Sie ist schwer wie eine Beton-Bunkertür!
Sicher wie in Fort Knox
Diese Sonderschutz-Autos, mit denen ausländische Staatsvertreter oder andere gefährdete Gäste in der Schweiz chauffiert werden, sind sicher wie Fort Knox. Sie besitzen eine superdicke Stahl-Passagierzelle, Sonderschutz-Verglasungen, spezielle Türfugen sowie Reifen, die selbst ohne Luft über 30 Kilometer mit Tempo 80 fahren können.
Ein Feuerlöscher im Kofferraum weist auf ein spezielles Lösch-System, und es gibt Knöpfe für eine Frischluft-Anlage bei Gasangriffen sowie ein Aussen-Kommunikationssystem, das auch bei geschlossenen Fenstern funktioniert. Explosivminen mit bis zu 6 Kilo Sprengstoff oder ein Beschuss mit einem alten Sturmgewehr 57 – das Auto mit Sicherheitslevel 9 steckt das locker weg, wie Hersteller Mercedes wirbt.
Ans Steuer dürfen nur trainierte Militärpolizisten
Die fahrende Festung hat allerdings auch Nachteile: «Die Autoscheiben lassen sich nicht so gäbig putzen», meint ein Autowart lachend. Und ja, die über vier Tonnen schweren Fahrzeuge seien Benzinfresser. Vor allem aber sind sie für ungewohnte Fahrer fast nicht steuerbar. «Jedes Lenkmanöver muss sitzen, und jede Bremsung muss vorausgesehen werden. Sonst werden diese Autos selber zu Geschossen», erklärt Chef Rumo.
Deshalb dürfen nur Fahrer mit Spezialtraining ans Steuer. «Sie gehören der Militärpolizei an und sind auch bewaffnet», so Rumo. Wann sie zum Einsatz kommen, bestimme der Bundessicherheitsdienst.
Eine «Ausleihgarage» für die Bundesverwaltung
In der Garage kümmern sich die Wagenpark-Mitarbeiter aber genau gleich sorgfältig um die übrigen Fahrzeuge: Cars, Transporter, PW. Letztere werden von sechs festangestellten und fünf temporären Fahrern gefahren und können von der Bundesverwaltung für das Herumkutschieren von Staatssekretären, Amtsdirektoren, die Präsidenten von National- und Ständerat, aber auch für grössere Mitarbeiter-Transporte aufgeboten werden.
Für die Limousinen der Bundesräte und des Armeechefs sind hingegen nur deren persönliche Chauffeure zuständig. «Sie haben aber ihre Basis in unserer Garage», so Rumo.
1576 Aufträge leistete seine Abteilung 2018, wobei jeweils bis zu 15 Fahrzeuge involviert sein können. 553'757 Kilometer spulten Rumos Chauffeure ab. Und so herrscht im Erdgeschoss ganz normales Garagen-Gewusel – vergleichbar mit einer Mietwagen-Station an einem Flughafen. Nur, dass hier auch Fahrzeuge für Passagiere stehen, die besonderen Gefahren ausgesetzt sind und nicht wie US-Präsident Donald Trump ihre Staatskarossen überall einfliegen lassen.