«Es wäre peinlich für den Ständerat gewesen, das abzuschiessen»
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Ja zum Geschlechterrichtwert:«Ein kleiner Sieg, der der Frauenstreik bewirkt hat»

Frauenstreik zeigt Wirkung
Parlament für Richtwerte bei Chefposten

Am letzten Freitag gingen Hunderttausende Frauen auf die Strassen. Eine Kernforderung: Die bessere Vertretung der Frauen in den Chefpositionen. Und sie haben ihr Ziel erreicht – auch der Ständerat stellt sich nicht quer.
Publiziert: 19.06.2019 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2019 um 18:15 Uhr
In Zürich demonstrierten am Frauenstreik vom 14. Juni Abertausende Frauen.
Foto: Twitter
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Unter dem Eindruck des Frauenstreiks hat der Ständerat am Mittwoch über mehr Frauen in Chefsessel debattiert: Zur Debatte standen Geschlechterrichtwerte für Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte grosser börsenkotierter Unternehmen.

Der Druck der Strasse zeigte Wirkung: Der Ständerat stimmte dem Anliegen der Frauen zu – deutlich mit 27 zu 13 Stimmen. Auch der Nationalrat hatte den Richtwerten für beide Gremien zugestimmt, allerdings mit einer hauchdünnen Mehrheit.

Nun zog der Ständerat nach – obwohl die vorberatende Kommission dem Rat beantragt hatte, auf einen Geschlechterrichtwert für Geschäftsleitungen zu verzichten. Nur für Verwaltungsräte sollte eine weiche Quote eingeführt werden.

Das fand aber keine Mehrheit – denn letztlich konnte niemand schlüssig erklären, warum hier ein Unterschied gemacht werden sollte.

Keine Sanktionen für fehlbare Firmen

Neu soll in einem Verwaltungsrat jedes Geschlecht zu mindestens 30 Prozent vertreten sein, in der Geschäftsleitung zu mindestens 20 Prozent.

Sanktionen sind nicht vorgesehen: Unternehmen, die diese Werte nicht erreichen, müssten bloss im Vergütungsbericht die Gründe sowie Massnahmen zur Verbesserung darlegen. Aus Sicht der Befürworterinnen und Befürworter ist es deshalb irreführend, von einer Quote zu sprechen.

So rief auch die Waadtländer SP-Ständerätin Geraldine Savary während der Debatte in Erinnerung: «Es geht nicht um Quoten. Niemand wird verpflichtet, eine bestimmte Anzahl Frauen in den Führungsgremien zu haben.»

Der Freiburger CVP-Ständerat Beat Vonlanthen erinnerte zudem daran, dass die Unternehmen für die Umstellung bekäme: Frühestens nach fünf, spätestens nach zehn Jahren müssen sie ihren Frauenanteil in der Teppichetage ausweisen und erklären.

Frauen heute in der grossen Minderheit

Von der Regelung betroffen wären börsenkotierte Gesellschaften mit mehr als 250 Mitarbeitenden, etwa 200 Unternehmen. Heute sind in den Verwaltungsräten der grössten Unternehmen acht von zehn Mitgliedern Männer, in den Geschäftsleitungen neun von zehn. (SDA/nmz/sf)

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Frauenstreik Ständerat (15379763) 

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