Sieben Jahre lang sass Peter Schilliger (60) für die FDP im Nationalrat. Diskutierte über die Klimapolitik, schmiedete Kompromisse. Am 20. Oktober der Schock. Die FDP verliert einen Sitz in Luzern. Abwahl. «Es war ein wenig, wie wenn man einen Eimer voll Wasser über den Kopf geschüttet bekommt», sagt er zur «Neuen Zürcher Zeitung».
Sie hätten sich zu sicher gefühlt im Kanton Luzern. «Vielleicht hat darum die Leidenschaft im Wahlkampf gefehlt», mutmasst er. Mit etwas Abstand sieht er aber auch Positives. Er habe eine grössere Agendafreiheit, mehr Zeit für sein Unternehmerdasein.
«Wiederwahl wohl eher verarbeiten müssen»
Auch eine atypische Nationalrätin wurde abgewählt. Barbara Keller-Inhelder (51), Kesb-Kritikerin und Sicherheitspolitikerin, reichte in ihren vier Jahren im Nationalrat gerade mal 14 Vorstösse ein und verzichtete auf markige Sprüche am Rednerpult. «Die Abwahl löst mit zunehmender Dauer Erleichterung aus», sagt sie zur NZZ. «Eine Wiederwahl hätte ich wohl eher verarbeiten müssen.»
Der Ratsbetrieb sei eine absurde Show. Was schlussendlich entschieden werde, sei schon vor der Session klar, die Lobbyisten hätten einen grossen Einfluss. Es könne aber auch nicht sein, dass die Fraktion ihren Sprechern mit wenig Wissen folgen und kurz vor der Wahl in den Saal zurückrennen, um gemäss Vorgaben abzustimmen. Oftmals ohne zu wissen, worüber abgestimmt werde.
Keller-Inhelder selbst blieb oft im Saal sitzen. Hörte zu, selbst wenn das Thema nicht ihr Fachgebiet betraf. Und sie stimmte ab. Von rund 4000 Abstimmungen in den vergangenen vier Jahren verpasste sie nur fünf.
Grüne- und Frauenwahl – so lässt sich der 20. Oktober wohl am besten beschreiben. Zum Opfer fiel ihr auch Thomas Hardegger (63) von der SP. Als alter weisser Mann habe er einen Nachteil gehabt. Ein persönliches Drama sei die Abwahl nicht, es wäre sowieso seine letzte Legislatur gewesen, sagt er zur Zeitung.
Keine Geldsorgen
Um ihre Existenz muss keiner der 30 Abgewählten bangen, obwohl ein Einkommen von rund 120'000 Franken wegfällt. Die Abgewählten können eine Überbrückungsrente beantragen. Während höchstens zwei Jahren erhalten sie dann bis zu 2370 Franken. BLICK weiss: Bislang haben vier Politiker einen Antrag gestellt. Deren Namen bleiben geheim.
Schilliger, Keller-Inhelder und Hardegger werden aber wohl nicht dazu gehören. Sie arbeiten teilweise in eigenen Firmen. Peter Schilliger sagt gar, seine Einnahmen in der Privatwirtschaft seien grösser als jene aus dem Nationalratsmandat. «Jetzt habe ich wieder mehr Zeit für das Geldverdienen.» (brb)