Ungesunde Ernährung
Senioren werden immer dicker

Jeder achte Senior leidet unter Fettlebigkeit, berichtet die «SonntagsZeitung». Es droht ein starker Anstieg der Gesundheitskosten. Jetzt will der Bund Senioren Ernährungstipps geben.
Publiziert: 21.04.2019 um 03:18 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2019 um 09:20 Uhr
Senioren in der Schweiz ernähren sich ungesund und werden deshalb immer dicker, sagen Studien.
Foto: Getty Images

Bei übergewichtigen Menschen denken viel Schweizer zuerst an die USA. Das Land von Coca-Cola und McDonald's hat tatsächlich mit Gewichtsproblemen zu kämpfen – rund 40 Prozent der Amerikaner gelten als stark übergewichtig. Doch auch in der Schweiz nehmen die Menschen zu, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

11,3 Prozent der Schweizer über 15 Jahren sind laut der nationalen Gesundheitsbefragung adipös, umgangssprachlich fettleibig. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich dabei um eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die Menschen besitzen, deren Body Mass Index (BMI) über 30 liegt. Ein BMI zwischen 18 und 25 gilt als normal.

Gemäss der eingangs zitierten Studie wären in der Schweiz demnach rund 800 000 Menschen adipös. Bei der ersten Erhebung 1992 habe die Quote noch bei 5,4 Prozent gelegen, berichtet die Zeitung. Auf über acht Milliarden Franken würden sich derzeit die direkten Kosten für Diäten oder Operationen und die indirekten Kosten wegen Arbeitsausfall, Invalidität oder vorzeitigem Tod durch Adipositas belaufen. 

Senioren essen ungesund

Eine Studie der ETH macht die «Schuldigen» für den starken Anstieg bei den ältesten Bürgerinnen und Bürgern aus. Während die Zahl der übergewichtigen und fettleibigen Kinder zuletzt rückläufig gewesen sein soll, sah es bei den Senioren über 75 Jahren offenbar anders aus: Jeder achte von ihnen ist gemäss Gesundheitsbefragung adipös. Vor 25 Jahren war es jeder 15, zitiert die «SonntagsZeitung» aus der Studie. Mögliche Gründe finden sich dort ebenfalls: Niemand soll aktuell höhere Werte beim chronischen Alkoholkosnum wie die Generation über 75 aufweisen. Dafür soll die Rentner-Generation ganz hinten liegen, wenn es darum geht, Gemüse und Früchte zu essen.

Eine Ernährungsberaterin zählt als mögliche Ursachen für die schlechte Ernährung das Alleinsein auf. Weil viele ältere Personen einsam seien, sinke die Motivation auf gesunde Verpflegung. Oft lasse auch die Kraft zum Rüsten nach, die Zähne würden schlechter, wodurch man lieber in eine Quarktorte statt in einen Apfel beisse. 

Bund wil Ernährungstipps geben

Das Problem erkannt hat laut Artikel auch der Bund. Die eidgenössische Ernährungskommisson (EKK) habe 2018 einen Bericht zur Ernährung im Alter verfasst und komme zum Schluss: Die Zahl der übergewichtigen Senioren wird weiter steigen. Deshalb wolle die EEK im Mai konkrete Ernährungsempfehlungen für ältere Menschen publizieren. Die Wichtigste laut der «SonntagsZeitung»: Bedingt durch den Muskelabbau braucht der Körper ab 50 Jahren deutlich mehr Proteine, dafür weniger Kalorien pro Tag. 

Die Organisationen und die Menschen sind gefordert. Die nächste Generation, die in diese Alterskategorie aufsteigt, sind die zahlenmässig sehr stark vertretenen Babyboomer. Sollten sie gleich schwer und pflegebedürftig werden, wie die aktuellen Über-75-Jährigen, dürften die Pflegekosten explodieren. Und die Zahlen der Adipositas-Kranken noch nähern an diejenigen aus den USA herankommen. (vof)

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