Michael M.* (72) besitzt ein Traumgrundstück in Chabrey VD. Von der 3000 Quadratmeter grossen Parzelle aus geniesst er die herrliche, unverbaubare Aussicht über den Neuenburgersee und auf den Jura.
Noch ist das Grundstück offiziell Bauland. Michael M. will es seit Jahren verkaufen. «Es ist 1,2 Millionen Franken wert. Das Geld ist meine Altersvorsorge», sagt der promovierte Physiker. Doch die Chancen stehen schlecht. Schuld ist das revidierte Raumplanungsgesetz gegen die Zersiedelung, das im März 2013 in einer Volksabstimmung angenommen wurde. Seit Mai 2014 ist es landesweit in Kraft.
Nun passt der Kanton Waadt die Richtpläne an. «Und macht Druck auf die Gemeinden», sagt der Rentner. Das Dorf Chabrey gehört zum Gemeindeverbund Vully-les-Lacs. Die geplante Zonenrevision hat fatale Folgen für Michael M. und seine Frau Ingrid: «Man will meine Parzelle auszonen und daraus wieder Agrarland machen. Mein Grundstück ist dann nichts mehr wert.»
Bis Ende Jahr wird der Gemeindeverbund dem Kanton Waadt einen neuen Richtplan vorlegen. Michael M. befürchtet Schlimmes: «Die Bürokraten werden meine Altersvorsorge zerstören.»
Das Land gehört seit den 50er-Jahren der Familie. 2010 einigte sich die Erbengemeinschaft, Michael M. bekam seine Parzelle. Schon in den 80er-Jahren hatte der Kanton darauf die Villensiedlung Les Roches bewilligt. Die Parzelle ist voll erschlossen. Michael M. zahlte 17'000 Franken für Wasser, Abwasser und Elektrizität aus der eigenen Tasche. Im August 2013 bewilligte der Gemeindeverbund Vully-les Lacs ein Bauprojekt für eine Villa – im Prinzip. Doch seitdem geht nichts mehr.
«Ohne rechtsgültige Baubewilligung kauft niemand mein Land», sagt Michael M. «Ich hatte einen Käufer, der dann wegen des ganzen Puffs einen Rückzieher machte.»
Der Zonenplan soll Ende Jahr vorliegen und 2017 in Kraft treten. Michael M. ist konsterniert: «Als Entschädigung soll ich die Kosten für die Erschliessung zurückbekommen. Ein Witz! Es kann doch nicht sein, dass man einfach so enteignet wird!»
* Name der Redaktion bekannt