Noch selten haben so viele Schweizer ihre Sommerferien im eigenen Land verbracht. Trotzdem wird der Tourismus von der Corona-Krise mit voller Wucht getroffen. Der Bund rechnet mit Einbussen «in einem seit Jahrzehnten nicht gesehenen Ausmass».
Dennoch hält der Bundesrat wenig von zusätzlichen Subventionen. In seiner Corona-Sondersession hatte das Parlament 57 Milliarden Franken gesprochen, um in der Krise zu helfen. Für den Tourismus aber gab es gerade mal einen 40-Millionen-Zustupf für zusätzliches Marketing.
Ausländische Gäste könnten noch lange ausbleiben
Für zahlreiche Parlamentarier ist das viel zu wenig. Sie forderten weitere Massnahmen wie Steuerabzüge für Hotelübernachtungen, um den Inlandtourismus anzukurbeln. SP-Nationalrätin Sandra Locher Benguerel (44) wiederum schlug 200-Franken-Feriengutscheine für alle vor – nicht nur für den Sommer, sondern auch für die Wintersaison. Denn wegen der anhaltenden Pandemie könnten ausländische Gäste noch längere Zeit ausbleiben.
Der Bundesrat rund um den zuständigen Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) aber will nichts davon wissen. Schliesslich würden die eingeschränkten Reisemöglichkeiten dazu führen, dass die Einwohner ihre Ferien sowieso vermehrt im Inland verbringen.
Für den Bundesrat sind Gutscheine viel zu teuer
Heisst: Ferien-Gutscheine für alle würde kaum zu mehr Touristen führen und könnten zudem nur schwer zielgerichtet für die am stärksten betroffenen Bereiche ausgestaltet werden. Der Bundesrat befürchtet deshalb grosse Streuverluste. Und weiter: Wegen der Hygiene- und Abstandsregeln seien die Angebote beschränkt. Die erhoffte Zusatznachfrage könne allenfalls gar nicht befriedigt werden.
Und zu guter Letzt: «Die vorgeschlagenen Gutscheine würden zudem erhebliche Kosten für den Bundeshaushalt verursachen», gibt der Bundesrat zu bedenken. Er rechnet gleich selber vor: Bei 8,6 Millionen Einwohnern kämen die 200-Franken-Bons auf 1,7 Milliarden Franken zu stehen – plus ein «beachtlicher administrativer Aufwand». Für den Bundesrat ist das schlicht nicht zu verantworten angesichts der absehbaren Corona-Defizite.
SP-Nationalrätin Locher Benguerel hält dennoch an ihrer Forderung fest. Mit dem Hinweis auf die grossen Einbussen im Tourismus anerkenne der Bundesrat den Handlungsbedarf ja selber.
Locher Benguerel kann im Parlament auch auf einigen Rückhalt zählen. Parteiübergreifend haben 25 Nationalratsmitglieder den Vorstoss mitunterzeichnet. Gerade in den Tourismuskantonen kommt der Vorschlag gut an. Sie wollen weiter Druck auf den Bundesrat machen und ein klares Signal setzen, dass die Tourismusbranche auf weitere Unterstützung angewiesen ist.