Als vollen Erfolg verkaufte Bundespräsident Ueli Maurer (68) seine Kurzvisite bei US-Präsident Donald Trump (72) vorletzten Donnerstag. «Es war ein sehr gutes Gespräch in einer sehr guten Atmosphäre», sagte er den Medien. Trump stehe der Schweiz positiv gegenüber und habe offene Ohren für ein Freihandelsabkommen.
Doch genau hier ist die Bilanz weniger rosig, als es sich in der Schweiz viele gewünscht hätten: Trump habe sich zwar grundsätzlich positiv zu einem solchen Deal geäussert, doch sei er «nicht konkret» geworden. So hat es Maurer diese Woche in seinem schriftlichen Rapport über das Treffen an seine Bundesratskollegen formuliert. Das berichtet der «Tagesanzeiger» mit Berufung auf Insider, die den Bericht kennen sollen, der eigentlich hätte geheim bleiben müssen.
US-Aussenhandelsamt überlastet
Die Dinge, die Trump aber über das Freihandelsabkommen mit der Schweiz zumindest angetönt hat, stimmen pessimistisch: Sowohl der US-Präsident als auch sein Sicherheitsberater John Bolton (70) äusserten die Befürchtung, dass die Schweizer Bauern sich in den Verhandlungen als Hindernis erweisen könnten.
Schliesslich dürfte sich die Schweizer Landwirtschaft gegen ein Abkommen stemmen – Stichwort Chlor-Hühner – , sollte sie stark betroffen sein. Dass Trump das Thema aufgebracht hat, ist ein Zeichen dafür, dass er die Landwirtschaft in einem möglichen Abkommen nicht würde aussparen wollen. Hintergrund für seine Skepsis im Gespräch mit Maurer: Der letzte Anlauf 2006 war am Widerstand der Schweizer Bauern gescheitert. Heute sagen sie zwar nicht kategorisch Nein, wie BLICK letzte Woche schrieb, doch sind nach wie vor skeptisch.
Dass das Abkommen zustande kommt, wird laut «Tagesanzeiger» aber auch durch die Überlastung des zuständigen US-Aussenhandelsamt gefährdet. Dieses ist laut dem Maurer-Bericht durch die vielen anderen Brände, die Trump entfacht hat, stark beschäftigt. Dabei geht es zum Beispiel um Konflikte mit der EU, China, Mexiko oder Kanada. Verhandlungen mit der Schweiz müssten da wohl hinten anstehen. (kst)