Für Hunde gilt der Chip-Zwang seit 2006 – und die Wissenschaftskommission des Nationalrats wollte die Pflicht zur elektronischen Identifizierung auch für die über 1,6 Millionen Büsi hierzulande einführen. Doch die grosse Kammer lehnt das Ansinnen nun relativ knapp ab. Mit 97 gegen 88 Stimmen.
Mit dem Chip-Zwang wollte die Kommission gegen die Problematik der Streunerkatzen vorgehen. Ihre Zahl wird auf 100'000 bis 300'000 Tiere geschätzt. Die verwilderten Büsi leiden oft an Krankheiten und vermehren sich unkontrolliert. Um dem entgegenzuwirken, sollten nicht identifizierte Katzen künftig ohne Einverständnis der Besitzer sterilisiert werden dürfen.
GLP-Chevalley: «Tierleiden reduzieren»
GLP-Nationalrätin Isabelle Chevalley (47, VD), selber Besitzerin von drei Katzen, machte sich für den Vorstoss stark. Heute würden viele verwilderte Tiere «brutal und illegal eliminiert», sagte sie. Das bessere Mittel sei, die Vermehrung zu kontrollieren. «Damit können wir auch Tierleiden reduzieren», so Chevalley.
Die Idee: Dank der Chip-Pflicht könnten gezielt Kastrationskampagnen bei verwilderten Katzen durchgeführt werden. Zudem könnten entlaufene Katzen auch einfacher den Besitzern zurückgegeben werden – immerhin gehen jährlich über 10'000 Katzen verloren. Und bei Verkehrsunfällen könnten die Tiere ebenfalls rasch identifiziert werden.
SVP-Gutjahr plädiert für Eigenverantwortung
Doch Chevalley fand insbesondere bei SVP, FDP und CVP kein Gehör. Umso mehr dafür SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr (35, TG), die das gegnerische Lager anführte. Sie sei selber Tierhalterin von zwei freiwillig gechippten und kastrierten Katzen. Als Tierhalter gehe man auch eine Verantwortung ein, betonte Gutjahr. Schon heute müssten die Katzenhalter dafür sorgen, dass sich die Tiere nicht unkontrolliert vermehren würden.
Sie warnte vor den Kosten, die auf die öffentliche Hand zukommen könnten. Alleine Sterilisation und Chipping würden gut 28 Millionen Franken kosten. Diesen Betrag könne man nicht einfach den Gemeinden aufbürden. Allenfalls müsse gar eine Katzensteuer eingeführt werden, so Gutjahr.
Bundesrat stellt sich dagegen
Auch der Bundesrat stellte sich gegen den Vorstoss. Katzenhalter könnten ihren Tieren heute schon freiwillig einen elektronischen Chip einsetzen und sie in der Datenbank Anis registrieren lassen. Ende September zählte die Datenbank bereits 576'000 registrierte Katzen.
Eine Verpflichtung aller Katzenhalter zur Identifizierung und Registrierung ihrer Tiere sei nicht nur übertrieben, sondern auch nicht wirklich wirksam, so die Landesregierung. Eine übermässige Vermehrung der Katzen lasse sich so nicht verhindern.
Zudem macht der Bundesrat zwischen Hunden und Katzen einen klaren Unterschied. Für Hunde sei die Identifikations- und Registrierungspflicht einzig infolge der Diskussionen über gefährliche Hunde eingeführt worden. Im Fall der Katzen bestehe kein vergleichbares öffentliches Interesse an einer solchen Massnahme.