Troubleshooter Hans Wiprächtiger wirft das Handtuch
An der Reitschule gescheitert

Der Troubleshooter schwieg lange, nun zeigt er auf einen Schuldigen.
Publiziert: 11.03.2018 um 22:05 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:30 Uhr
Reitschüler und Polizisten geraten immer wieder aneinander.
Foto: KEYSTONE
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Tobias Marti

Über 20 Jahre war Hans ­Wiprächtiger Bundesrichter. Er war der bunte Hund unter den höchsten Richtern des Landes. Mal nahm er Nacktwanderer in Schutz, mal widersprach er dem Bundesrat. Der Mann hatte keine Scheuklappen, packte auch heisse Eisen an. Aber die eigentliche Knacknuss wartete nach seiner Pensionierung auf ihn.

Anfang 2016 ereilte ihn der Hilferuf der Stadt Bern. Reitschüler hatten bei einem Angriff elf Polizisten verletzt. Die Fronten zwischen Polizei und Reitschule glichen wieder mal dem Berner Sandstein. Ob er «zwischen den Konfliktparteien» vermitteln könne, fragte die Stadt. Wiprächtiger wollte. Und scheiterte. In den letzten zwei Jahren ist es nie zu einem Treffen zwischen Reitschule und Polizei gekommen. Rund 17'000 Franken haben die Dienste des alt Bundesrichters gekostet. Schnell ging Berns Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne) zur Tagesordnung über. Ein neuer Troubleshooter wurde ernannt und mit rund 10'000 Franken entlöhnt.

Null Erkenntnisgewinn

Warum die x-te Mediation in der unendlichen Geschichte gescheitert ist, wessen Schuld der Flop war, erfuhr die Öffentlichkeit dagegen nicht. Der Erkenntnisgewinn war null. Von Graffenried hielt sich bedeckt, Wiprächtiger selber wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen. Vor einem Monat setzte er sich aber ein letztes Mal mit der Stadt zusammen. SonntagsBlick hat die Notizen des mündlichen Berichts von der Stadt eingefordert.

Wiprächtigers ernüchterndes Fazit: Auch wenn es offene Gespräche mit der Reitschule gegeben habe und er an einer ihrer Vollversammlungen auftreten konnte, habe er nie Einblicke in die internen Abläufe und in die Machtstrukturen erhalten. Diese Form von Intransparenz habe er noch selten erlebt, staunt der alt Bundesrichter. An der Polizei dagegen habe es nicht gelegen. Diese habe sich immer unterstützend verhalten.
Mit dem Einstimmigkeitsprinzips der Reitschule seien kaum Veränderungen zu erwarten. Ein Drittel der Reitschüler sei gegen ein Treffen mit der Polizei gewesen. Begründet wurde dies aus Angst vor Repressalien der Staatsanwaltschaft. Von der Diskussionsverweigerung sei er enttäuscht.

Stadtpräsident verzichtet auf einen Vermittler

«Über die Äusserungen von Hans Wiprächtiger über fehlende Transparenz in unseren Strukturen wundern wir uns sehr», so ein Reitschulsprecher auf Anfrage. Auch gebe es keine verborgenen Machtstrukturen. Die Politik der Polizei habe zum Entscheid geführt. Laufend würden Reitschüler verhaftet, kontrolliert und durchsucht, nur weil sie sich öffentlich zu ihrer Arbeit in der Reitschule bekennen würden.

Der Stadtpräsident verzichtet ab sofort auf einen Vermittler. Thomas Kessler, der neue Mann, soll nur als Berater für die Behörden tätig sein. Der Dialog ist also eingestellt.

Derweil schaukeln sich die Wogen Wochenende für Wochenende wieder hoch. Drogenrazzien, Polizeikontrollen, Polizistinnen zielen mit Waffen auf Aktivisten. Diese decken Polizisten mit Reizstoff ein. Jüngster Eklat: Die Reitschule führte Eingangskontrollen ein. Um Dealer fernzuhalten. Und Polizisten.

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