Trotz viel Spott – Köppel verteidigt seinen «Manipulation»-Tweet
«Aufgeregte rote Glutofen-Farben»

Er hat sich dem Kampf gegen die «Klimahysterie» verschrieben – und twittert auf den Spuren der deutschen Rechtsaussen-Partei AfD. Warum Roger Köppel sich nun um die Neutralität der deutschen Wetterprognosen sorgt.
Publiziert: 28.06.2019 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2019 um 11:06 Uhr
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Wittert eine Klima-Verschwörung:
Cinzia Venafro

Er witterte eine «Verschwörung» – und erntet Spott und Häme: SVP-Nationalrat Roger Köppel (54) sorgt mit einem Twitter-Eintrag für Kopfschütteln. Der «Weltwoche»-Verleger, der die «Klima-Hysterie» als Wahlkampfthema entdeckt hat, verbreitet zwei Screenshots einer Meteo-Deutschlandkarte der ARD-Sendung «Tagesschau» von 2019 und 2009.

Die Temperatur-Angaben sind darauf in etwa gleich. Die eine Karte von 2019 aber ist tiefrot eingefärbt. Jene von 2009 schön grün. Geht es hier etwa nicht mit rechten Dingen zu? Greift die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt unserer Nachbarn etwa zu perfiden Farbmanipulationen, um auch den Hinterletzten vom Klimawandel zu überzeugen?

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BDP-Bally: «Das Niveau sinkt und sinkt...»

Nix da. In Tat und Wahrheit vergleicht Köppel Äpfel und Birnen. Das eine ist die allgemeine Wetter-Karte – das andere explizit eine Temperaturkarte. Und die hatte auch schon 2009 das gleiche Farbschema. Darob lässt sich die Twitter-Community denn auch genüsslich aus. 

«Das Niveau sinkt und sinkt ... Gilt für die Journalisten nicht: erst recherchieren, dann schreiben?», ätzt etwa die Aargauer BDP-Politikerin Maya Bally (57).

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Besonders peinlich: Köppel kopierte den Klima-Post von der deutschen Rechtsaussen-Partei AfD. Auf ihrer Facebook-Seite hatte die AfD Landau die beiden Deutschlandkarten zuvor veröffentlicht und gefragt: «Fühlen Sie sich manipuliert?»

Zudem schrieb die AfD Landau: «Noch offensichtlicher wie es die öffentlich-rechtlichen Sender zur Zeit tun, kann man wohl nicht ins Horn der Grünen blasen! Die neue Wetterkarte der Tagesschau soll wohl dem Zuschauer signalisieren, er würde am Folgetag verbrennen».

ARD entkräftete den Vorwurf bereits

Die ARD selbst entkräftete bereits Anfang Juni den Vorwurf der Zuschauermanipulation. «Was die AfD-Verbände und verschiedene Nutzer nicht beachtet haben: Es werden Karten miteinander verglichen, die unterschiedliche Dinge zeigen. Bei der oberen Karte in der Grafik handelt es sich um eine Temperaturvorhersage. Durch die Einfärbung kann man auch dort, wo keine Zahl steht, erahnen, wie hoch die Temperaturen etwa werden. Die Skala kann dabei von Dunkelrot für heisse Temperaturen bis kaltem Blau reichen», so der Sender in einem Statement

Köppel bläst zum eiskühlen Gegenangriff

Und der selbst ernannte Schweizer König der Klima-Skeptiker selbst? Wieso hat Journalist Köppel die Behauptung der AfD kopiert? Hat er wissentlich Birnen mit Äpfeln verglichen? Gegenüber BLICK verteidigt sich der Zürcher: «Ich habe die Karte von einem Politiker der Merkel-Partei übernommen. Aber man sollte eine Grafik nicht nach ihrem Absender, sondern nach ihrem Inhalt beurteilen.»

Einen Fehler sieht Köppel in seinem Post nicht – und holt zum Gegenschlag aus: Natürlich würde «mit diesen aufgeregten roten Glutofen-Farben», wie Köppel sie nennt, die «distanzlos mitgeschürte Hitzehysterie massenhypnotisch hochgepeitscht.» Das sei offensichtlich. «Die nachgeschobenen ARD-Rechtfertigungen bestätigen dies sogar.» 

Der heisseste gemessene Sommer, wenn man die Daten im Zeitkontext richtig einordne, sei zudem in Zürich im Juli 1947 gewesen. Darum rät er: «Geniesst den Sommer nach den langen Regen- und Schneemonaten!» Und schiebt schelmisch nach: «Keep cool - Roger Köppel».

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Am Wochenende kommt der Sommer zurück. Es wird bis zu 31 Grad.
Foto: Keystone
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