Trotz Grünrutsch keine Euphorie bei der Klimajugend
«Wir wollen Netto Null bereits 2030»

Trotz dem Wahlsieg der Grünen: Die Klimajugend ist noch lange nicht am Ziel. Jetzt planen sie das wohl bisher grösste Projekt.
Publiziert: 27.10.2019 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2019 um 09:44 Uhr
Ein bisschen ist es auch ihr Sieg, dieser Grünrutsch im Parlament.
Foto: Siggi Bucher
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Dana Liechti

Es ist auch ihr Sieg, dieser Grünrutsch im Parlament: Hätten sie nicht immer wieder auf die Klimakrise aufmerksam gemacht, wären Grüne und GLP nun kaum derart im Hoch.

Und doch: Fragt man Klima­jugendliche, wie gross ihre Freude über die Wahlen ist, geben sie sich verhalten. Sie seien parteipolitisch unabhängig. Das Ergebnis sei grundsätzlich positiv zu werten, aber: «Vor allem die tiefe Wahlbeteiligung zeigt, dass das Thema noch immer nicht wirklich angekommen ist in der Bevölkerung», sagt Hanna Fischer (18).

Andri Gigerl (19) erwartet zwar «leichte Verbesserungen in der Klimapolitik». Und doch: Solange der Bundesrat an seinem «vermeintlich revolutionären Ziel» von Netto-null-Emissionen bis 2050 festhalte, brauche es die Klimabewegung.

40 Wissenschaftler mit 20 Klimaaktivisten

Die Aktivisten wollen «netto null» bereits 2030, zwei Jahrzehnte früher als der Bundesrat. Und ­arbeiten gleich selbst an der Erreichung dieses Ziels. Gestern Samstag fiel der Startschuss zum neusten Klimastreik-Projekt, dem Climate Action Plan. Zusammen mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen – darunter Landwirtschaft, Energie, Finanzplatz und Verkehr – wollen die Jugendlichen einen ­Aktionsplan entwickeln, mit dem die Schweiz das Emissionsziel «netto null 2030» und die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens erreichen kann.

Wenn die Klimajugend ruft, dann kommen sie, die Experten. Rund 40 Physiker, Agronominnen, Dozenten und Klimawissenschaftlerinnen lauschten gestern in den Räumen der Klimajugend in Zürich den Plänen von etwa 20 Klimaaktivisten. «Mit dem Climate Action Plan wollen wir Druck auf die Politik ausüben und beweisen, dass die Lösungen da sind», hiess es bei ­dessen Präsentation. Innerhalb der kommenden sechs Monate wollen ­Klimajugendliche und Experten ­gemeinsam mit Interessierten aus der Bevölkerung eine detaillierte Strategie entwickeln.

Im nächsten April soll der Ak­tionsplan der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Es wird wohl das bisher grösste Projekt der Klimajugend­lichen werden. Aber diesmal sind sie nicht allein.

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