Tierschützer werden immer frecher
Pelz-Gegner fälscht Logo in Zeitungsinserat

Tierschützer Roman Weibel hat es auf die Ladenkette Mode Weber abgesehen. Es geht um das Echtpelz-Sortiment. Mit einem Inserat versucht er das Geschäft zu torpedieren.
Publiziert: 15.12.2014 um 19:18 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:10 Uhr
Das gefälschte Inserat
Von Philipp Albrecht, Patrik Berger

Kleines Inserat, grosse Wirkung. Auf Visitenkarten-Grösse erschien letzte Woche im «St. Galler Tagblatt» eine unerhörte Werbung. Um das Logo der Ostschweizer Ladenkette Mode Weber herum stand da geschrieben: «Kalt? Wie wärs mit Pelz von Mode Weber? Da gibts Pelz aus Fallenjagd und aus Käfighaltung. Aber keine Angst: Die Tiere schreien nicht mehr.»

Was für eine Provokation! Geschäftsinhaber Erich Weber ist stocksauer: «Das mit dem falschen Inserat ist unterste Schublade!» Mehr sage er nicht, da er sich «nicht auf dieses Niveau begeben» wolle.

Der Absender des Inserats steht in Kleinstschrift am Rande: «r. weibel, st. gallen». Es handelt sich um Roman Weibel (47). Er arbeitet seit drei Jahren in der Ratskanzlei der Gemeinde Flawil SG und war zuvor Geschäftsführer der Nutztierschutz-Organisation KAG Freiland.

Die vielen Echtpelze hätten ihn schockiert, als er mit seiner Frau bei Mode Weber war, erklärt Weibel. «Doch die Verkäuferin fand das voll in Ordnung.» Er habe Mode Weber schliesslich drei Briefe und ein Mail geschickt – und nie eine Antwort erhalten. «Ich wollte wissen, warum sie nicht auf Kunstpelz setzen.»

Weibel versuchte es mit einem Leserbrief im «Tagblatt». Weil dieser nicht veröffentlicht wurde, gab er das Inserat auf. Es sollte Mittwoch und Freitag erscheinen. Doch Leser reklamierten. Der Werbevermarkter verweigerte ein zweites Erscheinen. Er müsse den Satz «Die Tiere schreien nicht mehr» streichen, hiess es. Doch das wollte Weibel nicht.

Die Aktion kostete ihn 350 Franken. Und was, wenn ihn Weber nun anzeigt? «Soll er nur machen», antwortet Weibel. Angst habe er nicht.

Immerhin scheint Mode Weber die Pelz-Produkte in seinen acht Ostschweizer Filialen richtig zu deklarieren. Damit hält sich das Unternehmen an die neue Tierschutz-Verordnung, die seit 1. März gilt.

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