Tiefere Position, gleicher Lohn
Spesenritter Baumgartner verdient neu mehr als sein Chef

Die Versetzung von Korpskommandant Daniel Baumgartner nach Washington sorgt bundesintern für Kritik. Denn trotz Rückstufung fliesst weiterhin der gleiche Lohn auf sein Konto. Damit verdient er neu mehr als sein Chef.
Publiziert: 15.04.2019 um 10:20 Uhr
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Korpskommandant Daniel Baumgartner wird auf eigenen Wunsch hin nach Washington versetzt.
Foto: Keystone

Bundesrätin Viola Amherd (56) hat seinen Wunsch erhört. Nach der Spesenaffäre in der Armee hat die Verteidigungsministerin Korpskommandant Daniel Baumgartner (57) nach Washington versetzt. Dort wird er aufs neue Jahr hin Verteidigungsattaché, wie vergangene Woche bekannt wurde.

Tiefere Position, gleicher Lohn

Der Wechsel über den grossen Teich bedeutet einen beruflichen Rückschritt. Im Portemonnaie wird Baumgartner den Karriereknick allerdings nicht zu spüren bekommen. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, wird der Drei-Sterne-General weiterhin seinen Jahreslohn von knapp 300'000 Franken erhalten, obwohl er auf dem Papier von Lohnstufe 36 – der dritthöchsten beim Bund – auf Stufe 29 rückgestuft wird. Diese entspräche einem Lohn von knapp 190'000 Franken.

Grund dafür ist die Bundespersonal-Verordnung. Sie hält fest, dass ein Mitarbeiter bei unverschuldeter Versetzung auf eine tiefere Position Anrecht auf den gleichen Lohn hat wie vorher. Laut Verteidigungsdepartement hat der Bundesrat Baumgartner einen Besitzstand von vier Jahren auf seinen Lohn gewährt.

Korpskommandant Baumgartner war wegen Spesenexzessen in seinen Reihen ins Schussfeld geraten. Ausgelassene Feiern mit Alpenbitter-Orgien auf Armeekosten, Goldmünzen als Geschenke, Gratis-Heliflüge für die Frauen der Armeekader: Ein Untersuchungsbericht des Zürcher Ex-Staatsanwalts Cornel Borbély, der in der Affäre um Oberfeldarzt Andreas Stettbacher ermittelte, enthüllte Brisantes. Eine Disziplinaruntersuchung wurde durchgeführt, die Baumgartner zwar entlastete. Doch die Affäre kratzte an seiner Glaubwürdigkeit innerhalb der Armee.

Vorgesetzter verdient 50'000 Franken weniger

Bei den Mitarbeitern im Verteidigungs-, aber auch im Aussendepartement, dem Baumgartner neu ebenfalls unterstellt ist, kommt die Lohnregelung gar nicht gut an. Der Entscheid des Bundesrats sei heftig kritisiert worden, berichtet der «Tages-Anzeiger» mit Verweis auf interne Quellen. 

Für Unmut dürfte die Lohndiskussion insbesondere auch an Baumgartners neuem Dienstort Washington sorgen. Denn der Korpskommandant verdient damit mehr als sein neuer Chef. Der Walliser Jacques Pitteloud, ehemaliger Geheimagent und Direktor für Ressourcen im Aussendepartement, übernimmt im Sommer den Botschafterposten. Er wird laut «Tages-Anzeiger» rund 50'000 Franken weniger verdienen als sein Untergebener.

Pitteloud und Baumgartner kennen sich bereits von ihrer Zeit beim militärischen Nachrichtendienst – und mochten sich bisweilen nicht sonderlich. Die Lohndifferenz wird wohl nicht zur Besserung ihres Verhältnisses beitragen. (lha)

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