SVP Tessin in Erklärungsnot
Kandidatin marschierte in SS-Uniform auf

Eine Tessiner SVP-Ortspartei stellte eine Kandidatin für Gemeindewahlen auf, die in Italien wegen Verherrlichung des Faschismus angeklagt war. Inzwischen hat sich die Partei von der Frau distanziert – gerät aber trotzdem in Erklärungsnot.
Publiziert: 06.03.2021 um 19:56 Uhr
Die Ortspartei der SVP im Tessiner Dorf Capriasca hat ein Problem.
Foto: www.steineggerpix.com
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Fast fünf Jahre ist es her, dass die heute 29-jährige Tessinerin Liliane Jessica Tami in Italien an einer faschistischen Gedenkfeier in Mailand teilgenommen hat. Videoaufnahmen einer italienischen Zeitung zeigen Tami, wie sie beim Anlass Béret und Uniform der SS trug und «Sieg Heil» rief. Aufgrund ihres Verhaltens wurde Tami in Italien wegen Verherrlichung des Faschismus angeklagt, 2019 jedoch freigesprochen.

Inzwischen ist Tami im Tessin politisch aktiv und hat sich für die SVP für die Gemeindewahlen der 6600-Seelen-Gemeinde Capriasca als Kandidatin aufstellen lassen, wie der «Corriere del Ticino» berichtet. Pikant daran: Offenbar war Tamis Vergangenheit der SVP Capriasca bekannt. Tami habe den Vorstand informiert, aber einen sauberen Strafregisterauszug vorgelegt – und versichert, dass die Geschehnisse der Vergangenheit angehören.

Könnte trotzdem gewählt werden

Die Ortspartei liess sich davon überzeugen, anders aber die kantonale SVP. Kantonalparteipräsident und Nationalrat Piero Marchesi (39) stellt im «Corriere» klar: «Diese Kandidatin kann und darf die SVP nicht in Institutionen vertreten.» Tami selbst hat bereits reagiert – und die Partei aus eigenem Antrieb verlassen.

Tami bleibt allerdings offiziell SVP-Kandidatin, da die Listen rechtlich verbindlich sind, wird sich aber nicht am Wahlkampf beteiligen. Gewählt werden könnte sie an den Gemeindewahlen am 21. April also trotzdem noch. (gbl)

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