SVP-Politiker kriegt blutverschmierten Brief
«Mein Sohn dachte: ‹Jetzt haben sie Papi erschossen›»

Es ist nicht die erste Drohung gegen den Walliser SVP-Mann Dominik Chanton. Aber es ist die heftigste. Wegen eines blutverschmierten Briefs gibt er sein Amt als Ortsparteipräsident von Zaniglas nun ab.
Publiziert: 27.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:47 Uhr
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Von Claudia Mascherin

Seit knapp zwei Jahren ist Dominik Chanton Präsident der SVP Zaniglas VS. Jetzt zieht sich der vierfache Familienvater aus der Politik zurück. Der Grund: Letzte Woche haben ihm Unbekannte einen blutverschmierten Drohbrief in den Briefkasten gelegt. Das anonyme Schreiben richtete sich gegen Chanton, seine Parteikollegen und seine Familie.

Was ging Ihnen durch Kopf, als Sie den Drohbrief fanden?
Meine Frau und die Kinder haben das blutverschmierte Kuvert im Briefkasten entdeckt. Gerade die Kinder haben sehr stark darauf reagiert. Mein Sohn geriet in Panik, als er ein paar Tage später während des Schulunterrichts die Ambulanz hörte. Sein erster Gedanke: «Jetzt haben sie den Papi erschossen.»

Wie gehen Sie selbst mit der Drohung um?
Als Erstes ist da natürlich die Angst um die Familie. Vor zehn Jahren hätte ich vielleicht noch darüber gelacht. Jetzt bleibt ein Restrisiko, das ich nicht zu tragen bereit bin. Hier wurde eine Grenze überschritten.

Was bedeuten solche Anfeindungen für die Schweizer Politik?
Lokalpolitik ist immer ein Stück weit Fronarbeit. Wenn jemand sich für die Politik hingibt, ist er heute Freiwild. Der Respekt ist weg. Wer will das in Zukunft noch machen?

Was möchten Sie den Absendern des Drohbriefs sagen?
Wer nicht meiner Meinung ist, soll vorbeikommen und mit mir darüber reden. Mir kann man sagen, dass ich Fehler habe. Damit habe ich kein Problem. Aber so ein Angriff geht zu weit. Ich glaube kaum, dass sich diese Leute bewusst sind, was sie angerichtet haben.

Haben Sie eine Ahnung, wer Ihnen droht?
Das Motiv ist sicher politisches Engagement. Die SVP Zaniglas ist vor wenigen Jahren neu bei den Gemeinderatswahlen angetreten. Wir haben es sogleich von Null auf 42 Prozent Wähleranteil geschafft. Das kam nicht überall gut an.

Ist ihnen der Rücktritt vom Amt nicht schwer gefallen?
Ich bin ein stolzer Walliser, ein stolzer Schweizer – aber die Familie geht vor. Nein, der Rückritt ist mir nicht schwer gefallen.

Zum genauen Inhalt des Drohbriefs kann Chanton keine Angaben machen. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

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