Wer hat es nach einem Umzug nicht schon verschwitzt, innerhalb von 14 Tagen dem kantonalen Strassenverkehrsamt seinen Adresswechsel zu melden? Viele merken das Versäumnis erst, wenn die Polizei ihren Führerausweis kontrolliert – oder wenn sie ihr Auto beim Amt vorführen und dazu den Fahrzeugausweis vorweisen müssen.
Die Bussen – jede vertrödelte Änderung kostet 20 Franken – sind das eine Ärgernis, der Aufwand das andere. Beides könnten sich Fahrzeuglenker sparen, wenn es die Ausweise künftig nur noch digital gäbe und die persönlichen Angaben sich automatisch ändern würden. Bei einem Wohnungs- oder einem Namenswechsel durch Heirat würde dann eine Meldung auf dem Einwohneramt reichen.
Digitaler Fahrausweis hat viele Vorteile
Genau für diese Erleichterung will jetzt SVP-Nationalrat Franz Grüter (55) kämpfen. «Ein digitaler Fahrzeug- und Führerausweis verspricht in einer zunehmend vernetzten Welt viele Vorteile», ist der Luzerner überzeugt.
Der IT-Unternehmer fordert in einem Vorstoss, dass der Bundesrat die Einführung prüft. Im Parlament fand er für seine Motion, die er gestern eingereicht hat, fast 40 Mitunterzeichner aus FDP, BDP, CVP und SVP.
Kärtli mit Chip oder lieber gleich auf dem Smartphone?
Erleichtert würden mit den elektronischen Ausweisen nicht nur Änderungen persönlicher Daten. Die Behörden könnten auch Berechtigungen und das «Sündenregister» der Fahrzeuglenker hinterlegen. «Und zwar in Echtzeit, also ohne zeitaufwendigen Daten- und Informationsaustausch», wirbt Grüter für seine Idee.
Praktisch sei zudem, dass man den Fahrausweis immer bei sich tragen könnte: auf einer Smartcard beispielsweise. Das ist nichts anderes als ein normales Plastikkärtchen mit einem Chip, auf dem Daten des Trägers digital gespeichert sind.
Der Zugriff auf die Smartcard ist durch PIN-Codes verschlüsselt und kann bei mehrfacher Falscheingabe wie eine Bankkarte gesperrt werden. «Eine weitere Möglichkeit wäre, dass jeder Fahrzeuglenker und -halter die Daten sogar auf seinem Smartphone abspeichern könnte», so Grüter. Grossbritannien prüfe dies bereits.
Fahrzeugdaten wären durch einen Chip mit dem Fahrzeug verbunden
Grüter, der auch Vizepräsident von ICT Switzerland ist, dem Dachverband des Schweizer Informatik- und Telekomsektors, dreht das Rad aber noch weiter. Wenn die Daten des Fahrzeugs und des Halters getrennt wären, könnten auch Datenschutz und Privatsphäre erhöht werden, schreibt er in seinem Vorstoss. «Die Fahrzeugdaten wären dann nur in einem Chip am Auto oder Lastwagen gespeichert.»
Diese Trennung wäre wichtig, wenn Fahrzeuge künftig autonom fahren oder miteinander kommunizieren sollen. «Zukunftsmusik», ist sich Grüter bewusst. «Aber innovative Lösungen im Bereich des elektronischen Fahrzeugausweises würden den Standort Schweiz international stärken.»