Frau Martullo, Ihre Gesichtsmaske sorgt unter Politikern von links bis rechts für Kopfschütteln. Warum machen Sie sich zum Gespött im Parlament?
Magdalena Martullo Blocher: Wieso Gespött? Meine Firma beschäftigt über 500 Mitarbeiter in China, seit Wochen beschäftigen wir uns intensiv mit Corona. Ich sage Ihnen: Es ist ernst. Die Session hätte gar nicht stattfinden dürfen.
Welche Massnahmen haben Sie in Ihrem Unternehmen ergriffen?
Vor Wochen haben wir bereits Reisen verboten, Kontakte bei An- und Auslieferungen hinter Glas verlegt, alle Arbeitsplätze auf gegenseitigen Abstand umgestellt, die Kantine umorganisiert und Gruppenfahrten im Lift verboten. Arbeitende, die Kontakt mit mehreren Leuten haben, tragen eine Maske. Wir wollen unsere knapp 3000 Mitarbeiter und andere Leute schützen und den Betrieb aufrechterhalten.
Bundesrat Guy Parmelin hat diese Woche eine erste Sitzung mit den Sozialpartnern durchgeführt. Wie soll die Landesregierung Ihrer Meinung nach den Unternehmen unter die Arme greifen?
Die Wirtschaft braucht gesunde Mitarbeiter. Das Bundesamt für Gesundheit war zu spät. Man hätte die Ansteckung aus Italien verhindern müssen. Dass beispielsweise der Zug zwischen Mailand und Zürich so lange ohne Desinfektion fuhr, war unverantwortlich.
Sie plädieren für ein härteres Regime an den Grenzen?
Ja. Zöllner, Flughafen- wie auch das Gesundheitspersonal sollen zu ihrem Schutz Masken tragen. Bei den Einreisenden soll die Körpertemperatur kontrolliert werden.
Das ist personell gar nicht zu machen.
Doch. Im Ausland wird das so umgesetzt. Viele Unternehmen trifft es aber auch finanziell. Sie brauchen Unterstützung.
Zum Beispiel?
Im Tourismus könnte die Gesellschaft für Hotelkredit überbrücken und bei den Exportunternehmen die Exportrisikoversicherung. Der Bund könnte hier mitfinanzieren. Sobald Corona vorbei ist, soll über Schweiz Tourismus eine grosse Werbekampagne im Ausland lanciert werden, um wieder Touristen anzulocken.
Aber es sind auch weitere Branchen betroffen.
Generell muss man die Wartefrist für Kurzarbeit sofort auf null reduzieren und flexible Arbeitszeiten und geänderte Schichtpläne erlauben. Zudem soll der Bund die Pandemie als höhere Gewalt anerkennen. So sind Firmen nicht haftbar, wenn sie aufgrund von Corona ihre Verträge nicht einhalten können.
Bislang steht namentlich die Kurzarbeit im Fokus.
Ja, aber noch wurde nichts entschieden. Corona ist superschnell, man muss schnell handeln!
Ist Kurzarbeit für die Ems ein Thema?
Nein. Wegen unserer sehr früh und konsequent umgesetzten Vorsichtsmassnahmen haben wir weltweit noch keinen Fall bei uns. Personalschwankungen gleichen wir über unsere Jahresarbeitszeit aus.
2009 aber griffen Sie darauf zurück.
Ja, beim grossen Konjunktureinbruch. Da hatten wir noch keine Jahresarbeitszeit.
Und dennoch zahlten Sie damals Dividenden aus.
Da war die Kurzarbeit auch schon lange vorbei. Aber das hat nichts miteinander zu tun. Kurzarbeit und Jahresarbeitszeit sichern die Arbeitsplätze, wenn es zwischenzeitlich schlecht läuft. Kurzarbeit wird aus der Arbeitslosenkasse bezahlt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlen dafür Lohnbeiträge ein.
Was raten Sie den Veranstaltern von Messen oder Konzerten? Diese Firmen bluten momentan besonders stark.
Viele haben bereits Kurzarbeit eingeführt. Der Staat wird nicht für alle Betriebe eine gute Lösung finden können. Ich hoffe aber, dass namentlich die Banken mit der Vergabe von Übergangskrediten eine gewisse Kulanz walten lassen.
Während im Bundesparlament noch diskutiert wird, ob die Frühlingssession weiter abgehalten wird, ist in Strassburg (F) der Entscheid gefallen: Die Versammlung des Europarats hat sämtliche Kommissionssitzungen und Versammlungen wegen des Ausbruchs des Coronavirus bis auf weiteres abgesagt.
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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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