SVP-Glarner lästert, Funda Mignogna-Yilmaz nimmts locker
«Ich danke Herrn Glarner für die nette Geste»

Vor zwei Jahren wurde sie über die Landesgrenzen hinaus bekannt, als ihr Buchs AG die Einbürgerung verweigerte: Funda Mignogna-Yilmaz. Mittlerweile hat sie den roten Pass und kandidiert nun für den Nationalrat. Warum, das erklärt sie im BLICK-Interview.
Publiziert: 29.05.2019 um 09:38 Uhr
|
Aktualisiert: 29.05.2019 um 09:46 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/12
Funda Mignogna-Yilmaz kandidiert für den Nationalrat.
Foto: Thomas Meier
Ruedi Studer

Sie ist die bekannteste Eingebürgerte der Schweiz – und steigt jetzt in die Politik ein: Funda Mignogna-Yilmaz (27) kandidiert im Aargau für die Liste der SP MigrantInnen (BLICK berichtete). Im BLICK-Interview erklärt sie, was sie bewegen will – und was sie vom «Götti»-Angebot von SVP-Nationalrat Andreas Glarner (56, AG) hält. 

BLICK: Frau Mignogna, vor zwei Jahren gerieten Sie mit Ihrer Einbürgerungsgeschichte ins Rampenlicht. Jetzt kehren Sie als SP-Nationalratskandidatin ins Scheinwerferlicht zurück. Warum wagen Sie diesen Schritt?
Funda Mignogna-Yilmaz: Als ich vor zwei Jahren in den Medien kam, half ich vielen bei ihrer eigenen Einbürgerung. Ich wurde auch für viele ein Vorbild – und das, in dem ich nur meine Geschichte erzählte. Heute möchte ich nicht nur mit meiner Geschichte helfen, sondern aktiv da sein, etwas bewirken und ändern.

Sie treten für die SP an, weshalb ausgerechnet für diese Partei?
Die SP setzt sich für gleiche Rechte für alle und politische Teilhabe der Migrantinnen und Migranten ein, das machen andere Parteien nicht. Ich hatte schon immer eine Sympathie für die SP und sagte immer, wenn ich einmal einer Partei beitrete, dann wird das die SP sein. Die Ziele, die die SP verfolgt, sind auch meine Ziele.

Sie sind Kandidatin auf der MigrantInnen-Liste. Weshalb nicht auf der Hauptliste, da hätten Sie doch bessere Chancen?
Es spielt für mich keine Rolle, auf welcher Liste ich bin. Es geht mir darum, was ich bewirken kann. Meine Ziele sind so oder so die gleichen, was spielt es dann für eine Rolle, auf welcher Liste und auf welchem Platz ich bin? Wenn ich gewählt werde, dann werde ich auch auf der Unterliste gewählt, wenn ich nicht gewählt werde, dann spielt es auch keine Rolle, ob ich auf der Haupt- oder Unterliste war.

Ihr Platz auf der Nebenliste stört Sie also nicht?
Nein. Wir haben die SP MigrantInnen vor eineinhalb Jahren gegründet, weil Migrantinnen und Migranten immer noch nicht die gleichen Rechte haben und immer noch diskriminiert werden, auch deshalb bin ich gerne auf dieser Liste. Dazu kommt noch, dass ich zum ersten Mal kandidiere. Wie immer im Leben fängt man irgendwo an. Wenn es mir gefällt, kann ich mir später auch eine Kandidatur auf der Hauptliste vorstellen.

Mit welchen Themen wollen Sie Ihren Wahlkampf führen?
Meine Wahlkampfthemen sind: gerechte, einheitliche und faire Einbürgerungen, die Gleichstellung von Migranten, die Ausweitung der bürgerlichen und der politischen Teilhabe und ein bezahlbares Gesundheitswesen. Ich habe selber erfahren, wie wichtig ein einheitliches, faires Einbürgerungsverfahren ist.

SVP-Nationalrat Andreas Glarner sieht Sie als «Staffage» auf der SP-Liste. Wie sehen Sie Ihre Rolle?
Das sehe ich nicht so! Ich wurde zwar von der SP MigrantInnen angefragt, aber nicht überredet, es war meine Entscheidung, bei der SP MigrantInnen zu kandidieren. Jeder hat seine eigene Meinung. Die einen sehen mich als ein unbeschriebenes Blatt oder eine junge Frau mit Zielen, die etwas ändern will. Die anderen als eine unerfahrene junge Frau, die hier nichts verloren hat – oder eben als Staffage, die von der Partei «ausgenützt» wird. Wir sind in einem freien Land, jeder kann seine eigene Meinung haben. Aber was sicher ist: Dass ich meine Ziele vor Augen habe und etwas bewirken will. Das ist das Wichtigste.

Glarner traut Ihnen das Amt zwar nicht zu, bietet sich Ihnen aber als Bundeshaus-Götti an. Würden Sie sein Angebot annehmen?
Ich danke Herrn Glarner zuerst mal für die nette Geste und sein Angebot. Ich bin eine gute Zuhörerin, das war ich schon immer. Ich nehme gerne Tipps von Menschen mit Erfahrung an. Ob ich die Tipps dann anwende oder auf die Seite lege, ist dann meine Entscheidung. Niemand ist als Politikerin oder Politiker auf die Welt gekommen. Was Herr Glarner denkt, ist ja nicht das Wesentliche. Entscheidend sind die Wählerinnen und Wähler.

Auf der Nebenliste sind die Wahlchancen eher gering. Falls es mit der Wahl nicht klappt, ist Ihre Politkarriere dann zu Ende? Oder haben Sie bereits weitere Pläne?
Nein, auch wenn es nicht klappt, habe ich Erfahrungen gesammelt – und die sind wertvoll. Dann habe ich vielleicht auch genug Erfahrung, wenn ich das nächste Mal kandidiere. Ich kann mir auch vorstellen, in der kantonalen Politik aktiv zu werden. Nächstes Jahr sind ja kantonale Wahlen im Aargau – wer weiss? Erfahrungen kann man nicht sammeln in dem man nur rumsteht. Auch mit Nörgeln, aber nichts tun, kommt man nicht weit.

Sie sind verheiratet und erwarten Ihr erstes Kind. Freuen Sie sich darauf, Mutter zu werden?
Ja, mein Mann und ich freuen uns sehr auf unseren Nachwuchs.

Wissen Sie schon, wie Sie sich organisieren, falls Sie gewählt werden?
Da meine Entscheidung noch frisch ist, wissen wir das noch nicht. Aber zum Organisieren und Planen haben wir ja noch Zeit.

Funda Yilmaz ist Schweizerin
2:04
Beim zweiten Anlauf hats geklappt:Funda Yilmaz ist Schweizerin
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?