SVP-Amaudruz nach 1,92 Promille-Suff-Fahrt auf Abwegen
Wird sie jetzt aus dem Verkehr gezogen?

Publiziert: 25.12.2016 um 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:05 Uhr
Star der Genfer SVP: Céline Amaudruz.
Foto: JEAN-GUY PYTHON
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Simon Marti und Marcel Odermatt

Die Senkrechtstarterin ist aus der Spur geraten. Céline Amaudruz (37), SVP-Nationalrätin aus dem Kanton Genf, räumte diese Woche ein, dass sie in der Nacht vom 10. auf den 11. Dezember betrunken Auto gefahren war. Ergebnis des Alkoholtests: 1,92 Promille, wie die Zeitung «Le Temps» präzisierte. Ein Taxifahrer hatte die Ordnungshüter alarmiert, weil er ein Auto bemerkt hatte, dass auf Zickzack-Kurs unterwegs war.

Dieser Alkoholpegel sei kein Kavaliersdelikt, sagen Experten. «Mit 1,92 Promille ist man sicher nicht mehr fahrtauglich», sagt Verkehrspsychologe Patrick Müller (50). Die gesetzliche Grenze liegt bei 0,5 Promille, weil darüber die Reaktionsfähigkeit und andere Leistungsbereiche deutlich eingeschränkt seien. «Wenn jemand mit dieser Menge Alkohol im Blut es fertig bringt, ein Auto zu lenken, dann deutet dies auf eine starke Alkoholgewöhnung hin.»

Stefan Siegrist (55), Stellvertretender Direktor der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU), ergänzt: «In solchen Fällen liegt ein starker Hinweis vor, dass jemand ein Alkoholproblem hat.» Den Fahrausweis müsse Amaudruz sowieso abgeben. Und: «Ab 1,6 Promille ist eine medizinisch-psychologische Abklärung zwingend. Dabei wird überprüft, ob jemand den Fahrausweis zurückerhält», sagt Siegrist. Erfahrungen hätten gezeigt, dass ein Fahrausweisentzug und «kostenpflichtige Nachschulungen gute Ergebnisse» erzielten.

Pikant ist aber nicht nur Amaudruz Blau-Fahrt, sondern auch die Tatsache, dass Amaudruz noch vom Polizeiposten aus SVP-Bundesrat Guy Parmelin (57) anrief. In Gesprächen betont die Genferin immer wieder, wie eng ihr Verhältnis zum Verteidigungsminister sei. Sie sehe ihn fast wöchentlich, telefoniere und besuche ihn regelmässig in seinem Büro im Bundeshaus Ost.

Sicher ist: Mit niemandem in der SVP-Fraktion hat der VBS-Chef einen so engen Kontakt wie mit der UBS-Bankerin. Für beide waren die vergangenen Monate in ihren politischen Karrieren zentral. Er schaffte es überraschend auf das SVP-Dreierticket, sie im April ins Präsidium der Volkspartei. Aus der für die SVP schwierigen Romandie rückten die beiden plötzlich an die Schalthebel der Macht in der Rechtspartei – und der Eidgenossenschaft.

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