Strengere Nachverfolgung
Wie funktioniert das Contact Tracing?

Schon bald soll wieder jeder Corona-Fall nachverfolgt und Kontaktpersonen in Quarantäne geschickt werden. BLICK klärt die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 29.04.2020 um 15:00 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2020 um 20:51 Uhr
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Der Bund (im Bild Bundesrat Alain Berset) möchte schon bald mit einer konsequenten Nachverfolgung aller Corona-Fälle starten.
Foto: Keystone
Tobias Bruggmann

Hundert Neuansteckungen pro Tag: Das ist die magische Grenze, damit neue Corona-Fälle wieder nachverfolgt werden können. Diesem Ziel ist die Schweiz schon nahe: Am Montag wurden 103 neue Fälle festgestellt, am Dienstag waren es exakt 100. BLICK klärt die wichtigsten Fragen zur Nachverfolgung der Corona-Fälle.

Was ist eigentlich dieses Contact Tracing?

Mit dem Contact Tracing werden in mühseliger Detektivarbeit alle Personen ausfindig gemacht, die mit infizierten Menschen Kontakt hatten. Diese Kontaktpersonen müssen dann in Quarantäne.

Wann beginnt das Contact Tracing?

Der Kanton Genf hat am Montag schon mit einem Contact Tracing begonnen, der Kanton Neuenburg folgt am Mittwoch. In anderen Kantonen hat man gar nie aufgehört mit der Rückverfolgung. An der Bundesratssitzung am Mittwoch war die Botschaft klar: «Um die Epidemie unter Kontrolle zu behalten, muss möglichst jede einzelne Neuinfektion zurückverfolgt werden.» Das ist aber aufwändig: «Man rechnet pro infizierte Person mit rund 20 Kontakten, die einzeln benachrichtigt werden müssen.» Die Kantone sind zuständig für das Contact Tracing und können dazu unterstützendes Personal beiziehen.

Wer macht das Contact Tracing?

Dafür sind die Kantone zuständig. Im Kanton Zug – der seit Beginn der Krise alle Kontakte verfolgt – telefonieren 14 Mitarbeiter der Lungenliga täglich mit den positiv Getesteten. Im Kanton Genf muss jede positiv getestete Person erklären, was sie in den letzten drei Tagen gemacht hat – also zum Beispiel, wo sie gegessen hat. «Das ist sehr aufdringlich, aber notwendig, um die Infektionskette zurückverfolgen zu können», sagt Kantonsarzt Jacques-André Romand zur «NZZ am Sonntag». Sein Team führt mit diesen Informationen eine Liste von Personen, die während den letzten zwei Tagen mehr als 15 Minuten Kontakt mit der infizierten Person hatten. Diese müssen ebenfalls für zehn Tage in Quarantäne. Nicht einmal zum Einkaufen dürfen sie das Haus verlassen.

Gibt es dafür eine App?

Momentan noch nicht. Gemäss den beiden Hochschulen Lausanne und Zürich soll die App aber pünktlich zum zweiten Lockerungsschritt am 11. Mai bereit sein. Die Nutzung soll freiwillig sein.

Was ist der Unterschied zwischen Quarantäne und Selbstisolation?

Erkrankte Personen müssen in die Selbstisolation. Dort sollen sie allein in der Wohnung bleiben – wenn sie mit einer anderen Person zusammenleben sogar allein in einem eigenen Zimmer – und die Türen geschlossen halten. Nach draussen dürfen sie frühestens 48 Stunden, nachdem keine Symptome mehr aufgetreten sind. Es müssen aber mindestens zehn Tage seit Symptombeginn vergangen sein, schreibt das BAG auf seiner Homepage.

«Die Quarantäne ist für die Personen, die Kontakt hatten mit einer erkrankten Person, selbst aber gesund sind», sagte Koch. Diese Personen müssen mindestens zehn Tage lang zu Hause bleiben. Treten die Corona-Symptome auf, müssen auch sie in die Selbstisolation.

Werde ich bestraft, wenn ich mich nicht an die Quarantäneregeln halte?

Das ist möglich. Gemäss Epidemiengesetz drohen Bussen bis zu 5000 Franken für jene, die sich «einer angeordneten medizinischen Überwachung» entziehen.

Bekomme ich weiterhin Lohn?

Wenn die Quarantäne von den Behörden oder einem Arzt angeordnet ist, hat man Anspruch auf die Corona-Erwerbsausfall-Entschädigung. Diese beträgt aber nur 80 Prozent des AHV-pflichtigen Einkommens und maximal 196 Franken pro Tag. Damit man das Geld bekommt, muss man sich bei der zuständigen AHV-Ausgleichskasse anmelden. Es wird zehn Tage lang pro Quarantäne ausbezahlt.

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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