Köppel oder Heer – wer soll in den Ständerat?
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Grabenkampf im Albisgütli:Köppel oder Heer – wer soll in den Ständerat?

Streit zwischen Köppel und Heer überschattet SVP-Party
Grabenkampf im Albisgüetli

Ein Grabenkampf treibt die SVP Zürich um: Die Albisgüetli-Tagung stand im Schatten von Roger Köppel (53) und Alfred Heer (57). Denn beide wollen in den Ständerat. Doch wer macht dem anderen Platz?
Publiziert: 18.01.2019 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2019 um 09:25 Uhr
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Desavouierte die Parteileitung: Nationalrat Roger Köppel steigt in den Zürcher Wahlkampf um einen der Ständeratssitze.
Foto: Jessica Keller
Cinzia Venafro

Es sollte das grosse Fest der Einigkeit werden: die Albisgüetli-Tagung der SVP Zürich. Doch die 31. Ausgabe wurde – zwischen Rindsschmorbraten an Pfeffersauce, Kartoffelgratin und den Reden von alt Bundesrat Christoph Blocher (78) und Bundespräsident Ueli Maurer (68) –  überschattet: Die wichtigste Kantonalsektion der grössten Schweizer Partei steckt im Formtief. Das beste Wahlergebnis liegt 20 Jahre zurück. Und in den 13 Zürcher Stadtparlamenten verlor man zuletzt fast jeden sechsten Sitz.

Gute Miene zum Bösen Spiel

Als sei das nicht schon genug Ärger, streiten sich nun auch noch zwei nationale Aushängeschilder: Die Nationalräte Alfred Heer (57) und Roger Köppel (53) hegen beide Ambitionen für den Ständerat. Der Eklat: Köppel inszenierte seine Kandidatur mit einer eigenen Pressekonferenz Anfang Januar – ohne es mit Parteipräsident Konrad Langhart (56) abzusprechen. Und Heer sagte schon im September, er stünde zur Verfügung.

Im Albisgüetli machten beide gute Miene zum bösen Spiel. Doch Roger Köppel betonte: «Ich verzichte sicher nicht für Alfred Heer auf meine Kandidatur.»

Für Köppel spricht sein Erfolg von 2015: Der «Weltwoche»-Verleger ist mit 178'090 Stimmen der bestgewählte Zürcher Nationalrat. Der hemdsärmelige IT-Unternehmer Alfred Heer, von allen Fredi genannt, schaffte es mit 142'983 Stimmen auf den vierten Platz. Von Köppels Vorpreschen auf dem falschen Fuss erwischt, studiert dieser jetzt hin und her, ob er sich tatsächlich bewerben soll. Die Lust ist ihm schon etwas vergangen.

Rita Fuhrer: «Köppel und Heer sollen sich jetzt ausstreiten»

Wieso hat Parteipräsident Langhart seine Schäfchen nicht besser im Griff und lässt sich derart desavouieren? Alt Regierungsrätin Rita Fuhrer (65) zu BLICK: «Man wusste, dass er ein sanfter Hirte ist. Die Konsequenz ist halt, dass die Schäfchen nicht immer so brav sind.» Ihren konkurrenzierenden Parteikollegen rät Fuhrer: «Köppel und Heer sollten sich jetzt ausstreiten. Am Ende können die Delegierten entscheiden, wen sie tatsächlich fürs Stöckli aufstellen.»

Alt Bundesrat und SVP-Vordenker Christoph Blocher sprach über eine Stunde auf seine rund 1100 Schäfchen ein. Doch ist er Team Heer oder Team Köppel bei den Ständeratswahlen? «Man kann doch für beide sein», redete sich Blocher heraus. Aber im Stil würden sie sich schon recht unterscheiden. «Es sind zwei Temperamente. Köppel ist als Journalist geistiger Kopf. Und Heer ist der Stadtzürcher aus dem Kreis 4.»

Sicher ist: Auch wenn sich Heer und Köppel wieder vertragen und einer für den anderen seine Stöckli-Ambitionen zurückstellt, wird es schwierig: Beide SVPler wären im Herbst Aussenseiter. Denn die aktuellen Ständeräte Ruedi Noser (FDP) und Daniel Jositsch (SP) sitzen fest im Sattel. Und so sagt Alfred Heer denn auch: «Es wird für uns wirklich schwierig, den Ständeratswahlkampf zu gewinnen.»

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