Eigentliche wäre die Zahl beruhigend: 65 neue Fälle vermeldete das Bundesamt für Gesundheit am Montag. Nachdem es in den vergangenen Tagen immer über 100 neue Fälle waren, kommt jetzt eine erfreuliche Überraschung. Könnte man meinen. Doch weil am Wochenende weniger getestet wird, dürften die Fallzahlen gegen Mitte Woche wieder zunehmen.
Einer der Hotspots ist Genf. Seit letzten Dienstag meldet der Kanton stets über 30 neue Fälle, am Samstag waren es 43 – und damit ging fast ein Drittel aller schweizweit gemeldeten 148 Fälle auf das Genfer Konto.
Gewisse Nachlässigkeit beobachtet
Die Genfer Kantonsärztin Aglaé Tardin ist denn auch besorgt. Eine klare Erklärung für die steigenden Fallzahlen hat sie nicht. «Die Situation in Genf als internationale Stadt und als Stadt in Grenznähe ist die gleiche wie im Februar.» Man beobachte eine gewisse Nachlässigkeit bei der Bevölkerung. «Möglicherweise in Verbindung mit dem Verschwinden der Angst, der Zeit nach dem Lockdown und der Sommersaison.» Zudem habe die Wachsamkeit nachgelassen, etwa auf Festplätzen und in Geschäften.
Tardin ruft die wichtigste Regel in Erinnerung: «Das Leben mit dem Virus bedeutet Anpassung – Anpassung des eigenen Verhaltens und Änderung der Gewohnheiten.» Dies sei von wesentlicher Bedeutung und werde noch einige Monate lang befolgt werden müssen.
Superspreader-Fall auf Dachterrasse
Am Montag wurde dann auch ein erster Superspreader-Fall bekannt. Im Genfer Club Rooftop 42 hätten sich mindestens 20 Personen infiziert, schreibt «20 Minuten». Passiert ist das ganze schon am Samstag, 18. Juli. Von Dienstag bis Freitag in der vergangenen Woche wurden dann 151 Personen getestet.
Bereits am Freitag verschärfte der Kanton Genf die Maskenpflicht. Nicht nur im öffentlichen Verkehr, auch in allen Geschäften muss man morgen Dienstag eine Maske tragen. Mit 46 neuen gemeldeten Fällen seien die Zahlen «beunruhigend», sagte der Genfer Gesundheitsdirektor Mauro Poggia (61). Tardin unterstützt den Entscheid. «Je nach epidemiologischer Entwicklung könnten weitere Massnahmen folgen.»