Darum gehts
- Schweizer Strassenverkehrsämter im Rückstand bei Fahrzeugprüfungen
- Behörden priorisieren Nutzfahrzeuge, private Autos werden später geprüft
- Über 600'000 Autos sind unterwegs, die vor einem Jahr kontrolliert werden sollten
Autos müssen regelmässig zur Kontrolle beim kantonalen Verkehrsamt – Neuwagen erstmals nach fünf Jahren, danach alle zwei bis drei Jahre. Doch vielerorts in der Schweiz sind die Strassenverkehrsämter im Rückstand: Landesweit sind derzeit über 600’000 Autos unterwegs, die eigentlich bereits vor einem Jahr zur Kontrolle hätten erscheinen müssen. Das zeigt eine Recherche von Radio SRF.
Demnach kommen viele kantonale Strassenverkehrsämter mit den vorgeschriebenen Prüfungen nicht mehr hinterher. Besonders gross ist der Rückstand im Kanton Bern, wo sich die Zahl der ungeprüften Fahrzeuge in den letzten zwei Jahren fast verdreifacht hat.
Die Gründe: Der Fahrzeugbestand wächst stetig, der Occasionshandel boomt, und auch die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen – während der Lockdowns mussten viele Prüfungen ausgesetzt und später nachgeholt werden.
Behörden sehen kein Sicherheitsproblem
Weil das Personal knapp ist, würden Fahrzeuge «risikobasiert priorisiert»: Nutzfahrzeuge wie Taxis oder Lastwagen werden laut SRF-Bericht möglichst fristgerecht geprüft, private Autos später.
Das Bundesamt für Strassen (Astra) sieht trotz der Rückstände derzeit kein akutes Sicherheitsproblem: Nur etwa ein Prozent der Unfälle sei auf technische Mängel zurückzuführen, heisst es gegenüber SRF.
Dennoch warnt der Autogewerbeverband AGVS vor zunehmenden Risiken, weil das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in der Schweiz steige. Die Verantwortung für den Zustand eines Autos liegt gemäss Behörden weiterhin klar bei den Halterinnen und Haltern.