Standortkantone warnen vor Wasserzins-Kürzung
«Das hungert uns Bergkantone aus!»

Die Stauseen stehen zwar in den Bergen. Doch die Berggemeinden und Kantone verdienen einzig am Wasserzins mit. Jetzt will Nationalrat Wasserfallen diesen halbieren. Für den Bündner Präsidenten der kantonalen Energiedirektorenkonferenz «eine ungeheuerliche Forderung».
Publiziert: 23.05.2017 um 10:21 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 22:21 Uhr
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Der Bündner Regierungsrat und Präsident der kantonalen Energiedirektorenkonferenz Mario Cavigelli verteidigt den Wasserzins.
Foto: Samuel Trümpy
Cinzia Venafro

Die Forderung ist happig: «Die Wasserzinsen müssen endlich halbiert werden», sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen. Dem Berner Freisinnigen sind die rund 550 Millionen Franken, welche Kraftwerkbetreiber wie Axpo oder die EWZ an die Standortkantone der Stauseen wie Graubünden oder Wallis entrichten, mehr als nur ein Haar in der Wasserkraftsuppe. «Die Bergkantone müssen sich bewegen, wollen sie auch noch in 30 Jahren Strom aus Wasserkraft produzieren», sagt der Berner Wasserfallen.

«Das ist eine ungeheuerliche Forderung!», kontert Mario Cavigelli. Die Halbierung des Wasserzinses wäre ein «Finanztransfer der Schwächeren zugunsten der Energiekonzerne», sagt der CVP-Regierungsrat und Präsident der kantonalen Energiedirektorenkonferenz aus Graubünden.

«Jetzt sollen wir bluten?», heisst es aus Graubünden

«Damit würde man uns Bergkantone ja gleich doppelt schröpfen», führt Cavigelli aus. Schliesslich habe das Unterland kräftig profitiert, als mit Wasserkraft noch Geld verdient wurde. «Die Dividenden und Steuern gingen damals ins Unterland. Und jetzt sollen wir bluten?» 

Denn auch wenn die Stauseen in den Bergen liegen – Besitzer sind Stromkonzerne mit Sitz im Unterland. Ohne Wasserzins erhält beispielsweise Graubünden keinen Rappen dafür. Cavigelli: «Für viele Gemeinden machen die Wasserzinsen rund 20 bis 40 Prozent der Einnahmen aus.» Insgesamt fliessen rund 110 Millionen Franken pro Jahr nach Graubünden.

«Davon bauen wir Schulen, kutschieren Kinder aus entlegenen Gebieten zum Unterricht, sanieren Bäder und sorgen somit am Ende dafür, dass das Leben in den Bergen überhaupt bezahlbar und lebenswert ist», sagt Mario Cavigelli. «Jede Kürzung des Wasserzinses hungert uns Bergkantone aus!» 

Doch wie wird Strom aus Wasserkraft wieder rentabler? «Der Bund muss gleich lange Spiesse schaffen», sagt Cavigelli. Er verlangt darum die Gleichstellung der Wasserkraft mit subventioniertem Importstrom aus Wind, Sonne und Kohle. Deren Einspeisung ins Netz sei hauptverantwortlich dafür, dass Schweizer Wasserkraft nicht wettbewerbsfähig sei. Das müsse sich ändern – denn die wichtigste Stromquelle der Zukunft sei die Wasserkraft, findet Cavigelli. «Und Graubünden ist dazu bereit, neue Werke zu bauen und bestehende effizienter zu machen.»

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