Städter werden «vernachlässigt» – Kritik am TV-Programm
Leuenberger ist das Schweizer Fernsehen zu ländlich

Für den Medienminister zeigt SF zu viel Land und zu wenig Stadt. Obwohl drei von vier Schweizern in Städten und Agglomerationen leben. Offenbar übe das bäuerliche Landleben eine mythische Kraft aus, mokierte sich Leuenberger.
Publiziert: 02.08.2010 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:36 Uhr

Leuenberger zeigte am Nationalfeiertag, dass auch ein Medienminister zwei Seelen in der Brust hat. In seiner Ansprache in Uster kritisierte er die Berichterstattung des Schweizer Fernsehens. Und vergass dabei, dass Sendungen wie «Über Stock und Stein» oder «Die Landfrauenküche» Quotenknüller sind.

Der abtretende Bundesrat mokierte sich darüber, dass das Schweizer Fernsehen die Schweiz überproportional mit ländlichen Regionen zeige und dabei städtische Agglomerationen vernachlässige. «Wir dürfen aber nicht vergessen, dass drei von vier Schweizern in Städten und Agglomerationen leben», sagte der SP-Vertreter.

Lieber ein Trachtenmädchen als ein Stau

Mit einem Augenzwinkern verwies er auf die Begründung der SRG, für die Städter sei das Land eben positiv besetzt, sie würden dann an Ferien, Ausflüge und an die heile Welt denken. «Nach Feierabend sehen die Zuschauer lieber ein Trachtenmädchen in den Bergen als den Stau am Gubrist», sagte Städter Leuenberger.

Dass durchaus auch die andere Seele in seiner Brust Platz hat, zeigte er dann in der Tagesschau. Er habe in den 15 Jahren als Bundesrat eine Schweiz entdecken können, die er vorher nicht gekannt habe. «Ich war immer etwas misstrauisch – als Städter – gegenüber Jodelklängen und Trachtenvereinen», sagte Leuenberger.

Aber er habe nachher gemerkt: Da werde etwas gelebt, was das Wesen der Schweiz ausmache, nämlich freiwilliger Einsatz in sozialen Bereichen, im Ordnungsbereich. Er habe eine Schweiz kennengelernt, die ihn sehr glücklich gemacht habe. (hcq/zum)

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