Die Arbeitswelt verändert sich rasant – nicht zuletzt durch die Digitalisierung. Wer da einen sicheren Job haben will, muss sich weiterbilden. Am dritten Digitaltag, der am Dienstag in der ganzen Schweiz stattfand, haben sich über 125 Unternehmen – darunter auch Ringier – verpflichtet, ihre Angestellten beim lebenslangen Lernen zu unterstützen: Jedem Mitarbeiter sollen unabhängig von Ausbildung, Alter oder beruflicher Perspektive, Umschulungen und Weiterbildungsprogramme zur Verfügung stehen, um seine digitale Fitness zu verbessern.
SP-Nationalrat Adrian Wüthrich (39) begrüsst das. Er will aber auch den Bund in die Pflicht nehmen. Jeder rede davon, wie wichtig Weiterbildung für die Volkswirtschaft sei – und doch heisse es in der Bildungsbotschaft des Bundesrats, dass Weiterbildung in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen liege, so der Präsident der Gewerkschaft Travailsuisse. «Damit sagt der Bund: Das geht uns nichts an.»
Verfassung nicht mehr zeitgemäss
Das will Wüthrich ändern. Er wird in der am Montag beginnenden Herbstsession fordern, das lebenslange Lernen in der Bundesverfassung zu verankern. Denn heute garantiert die Verfassung nur den Anspruch auf «ausreichenden und unentgeltlichen Grundschulunterricht». Nicht mehr zeitgemäss, findet Wüthrich. «Wenn die Volksschule nicht mehr reicht, dann bedeutet das in der Konsequenz auch, dass der Staat sich nicht aus der Verantwortung stehlen kann.»
Doch dafür müsse der Anspruch auf Bildung auf das gesamte Erwerbsleben ausgeweitet werden. Erst das schaffe die Grundlage, damit Bund und Kantone Weiterbildungen stärker unterstützen und eine offensive Förderung einführen können.
Wüthrich ist zuversichtlich, dass es gelingt: «Mit dem Versprechen für das lebenslange Lernen haben über 125 Arbeitgeber am Digitaltag ein Zeichen gesetzt. Das zeigt, dass sich die Diskussion verändert hat.»