SP-Nationalrätin Semadeni wurde Mantel geklaut
Langfinger im Bundeshaus

Selbst das Bundeshaus ist nicht sicher! Ein Dieb klaute den Mantel von SP-Nationalrätin Silva Semadeni. Wer ist wohl der Bündnerin mit einem zu grossen, dafür schön warmen Umhang zur Hilfe geeilt?
Publiziert: 29.11.2017 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 01:30 Uhr
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Tatort Bundeshaus: Hier wurde der Mantel von Silva Semadeni geklaut. Die SP-Frau bekam einen von Alexander Tschäppät geliehen.
Foto: Nico Menzato
Nico Menzato

Es sollte einer der sichersten Orte sein: das Bundeshaus. Doch selbst im politischen Herz der Schweiz gehen Langfinger ein und aus. Neustes Opfer ist Silva Semadeni (65).

Als sich die Puschlaver SP-Nationalrätin am Montagabendabend auf den Weg in ihre Wohnung in Bern machen wollte, war ihr Wintermantel weg. «Der Heimweg nur im Blazer war doch etwas kalt, selbst für eine Bündnerin», sagt sie und hoffte sehnlichst, dass es kein Dieb war, der zugeschlagen hatte. Sondern dass jemand ihren geliebten Überzieher aus Versehen mitgenommen hat und dieser am nächsten Tag wieder in der Garderobe ausserhalb des Nationalratssaals hängen werde.

Paket an «falsche» Adresse geschickt 

Die Hoffnung war vergebens. Also ruckzuck einen Neuen kaufen? «Nein, beim Thema Mantel bin ich etwas kompliziert und möchte nicht einfach irgendeinen kaufen», so Semadeni. Deshalb beauftragte sie ihren Mann, eine Jacke per A-Post nach Bern zu schicken. Gestern hätte das Paket eintreffen sollen.

Doch auch diese Hoffnung zerschlug sich rasch: Ihr Mann adressierte das Paket fälschlicherweise mit «Bundeshaus» statt «Bundesplatz 3». Weshalb es nicht trotzdem im Machtzentrum der Politik landete, sondern in ein Verteilzentrum zurückgesandt wurde, bleibt das Geheimnis der Post.

Tschäppät eilte zur Hilfe

Olympia-Gegnerin Semadeni musste bei der gestrigen Feier des neuen Nationalratspräsidenten Dominique de Buman (61, CVP) in Freiburg aber nicht schlottern – dem Berner Ex-Stapi sei Dank.

Alexander Tschäppät
Foto: Daniel Rihs

Ihr Parteifreund Alexander Tschäppät (65), der nicht weit vom Bundeshaus wohnt, hatte ihr einen Umhang ausgeliehen. Der war zwar etwas zu gross, «dafür ist er schön warm», schwärmt sie.

Die Parlamentsdienste haben keine Zahlen zu Diebstählen im Bundeshaus, teilen auf Anfrage aber mit, dass es überall, wo sich viele Menschen bewegten, zu Verwechslungen von Gegenständen und leider auch zu Diebstählen komme. «Das gilt auch für das Parlamentsgebäude.»

Ein tragisch-komischer Fall ereignete sich 2006. Ein Einbrecher drang durch ein Fenster ins Bundeshaus-Ost ein und wurde kurz darauf festgenommen. Er habe mehrere Büros durchsucht, jedoch «ausser einer Packung Biscuits nichts Brauchbares gefunden», gab er der Polizei damals zu Protokoll.

Anderes als das Alter zählt

Kommentar von Politikredaktor Ruedi Studer

Rund 30 Nationalrätinnen und Nationalräte sitzen derzeit schon 14 Jahre oder länger im Bundeshaus. Viele von ihnen liebäugeln mit einer erneuten Kandidatur.

Klar sorgt das in vielen Kantonalparteien für Ärger. Gerade in kleineren Kantonen, wo die einzelnen Parteien nur über ein, zwei, drei Sitze verfügen. Denn für neue Polittalente ist die Tür nach Bundesbern damit nicht selten über Jahre blockiert. Ganze Politikergenerationen
fallen ausser Rang und Traktanden.

So behelfen sich manche Kantonalparteien mit Altersguillotinen und Amtszeitbeschränkungen aus der Bredouille, um unangenehme Konflikte zu vermeiden. Dieser Ansatz ist falsch. Nationalräte wie die gefürchtete SP-Frau Susanne Leutenegger Oberholzer (BL), der gewinnende SVP-Bauer Toni Brunner (SG) oder der gewiefte CVP-Chef Gerhard Pfister (ZG) politisieren noch immer mit heiligem Eifer, als wäre es ihr erster Tag im Parlament.

Andere Politiker hingegen wirken schon nach Monaten amtsmüde, überfordert, schlicht fehl am Platz. Damit ist klar: Entscheidend für ein Mandat sind weder das biologische noch das Dienstalter. Entscheidend sind Motivation, Kompetenz und Engagement – und der Wählerwille!

Kommentar von Politikredaktor Ruedi Studer

Rund 30 Nationalrätinnen und Nationalräte sitzen derzeit schon 14 Jahre oder länger im Bundeshaus. Viele von ihnen liebäugeln mit einer erneuten Kandidatur.

Klar sorgt das in vielen Kantonalparteien für Ärger. Gerade in kleineren Kantonen, wo die einzelnen Parteien nur über ein, zwei, drei Sitze verfügen. Denn für neue Polittalente ist die Tür nach Bundesbern damit nicht selten über Jahre blockiert. Ganze Politikergenerationen
fallen ausser Rang und Traktanden.

So behelfen sich manche Kantonalparteien mit Altersguillotinen und Amtszeitbeschränkungen aus der Bredouille, um unangenehme Konflikte zu vermeiden. Dieser Ansatz ist falsch. Nationalräte wie die gefürchtete SP-Frau Susanne Leutenegger Oberholzer (BL), der gewinnende SVP-Bauer Toni Brunner (SG) oder der gewiefte CVP-Chef Gerhard Pfister (ZG) politisieren noch immer mit heiligem Eifer, als wäre es ihr erster Tag im Parlament.

Andere Politiker hingegen wirken schon nach Monaten amtsmüde, überfordert, schlicht fehl am Platz. Damit ist klar: Entscheidend für ein Mandat sind weder das biologische noch das Dienstalter. Entscheidend sind Motivation, Kompetenz und Engagement – und der Wählerwille!

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